Der Unnötige: Die späte Erstveröffentlichung früher Texte des Dokumentarfilm-Regisseurs und Autors Georg Stefan Troller
Nie habe er „Erlebtes und Erfundenes präzise auseinander halten können“, schreibt Georg Stefan Troller in seinem Vorwort zu den ungedruckten „Stories“ der Frühzeit, „das Ausgedachte, Ausgeschwitzte nimmt eben zunehmend eine Gestalt an, die dem Erinnerten verzweifelt ähnlich sieht“. Erlebt, aber nicht immer „dokumentarisch belegt“ sind die Szenen vom Montmartre, Ende der Vierziger, als Troller sich gerade in Paris niedergelassen hatte. Schlaglichtaufnahmen von Typen wie „Der Napoleon“, oder „Der Unnötige“, den Troller auf den Gittern der Métro liegend fand und der sterben wollte. Stets zeigt sich etwas am anderen, das auch das eigene ist, zu denken an Trollers Fragehaltung späterer Jahre, in seinen „Personenbeschreibungen“ und „Pariser Journal“-Beiträgen, so etwas wie sein Erkenntnispatent im Umgang mit Menschen: sich ganz lapidar bewusst zu sein, dass der andere immer wie man selbst sei, nur eben anders. In einer Kürzestform der Lebensbeschreibung des „Maquisard“, ein biografischer Kristall auf gut zwei Seiten, ist ein blutjunger Résistance-Kämpfer beschrieben, der überlebt und im Nachkrieg nur kriminell weiterleben kann: „Die Kameradschaft in der Gefahr (…), war mir lieber als euer Existenzkampf, in dem jeder gegen jeden steht.“ Diese Anforderung einer Konversion vom kriegerischen Überlebenskampf zum zivilen Leben, wie oft ist sie als existenzieller Konflikt, im Scheitern, zum Kern einer Filmhandlung geworden, das belegt Filmhistoriker Wolfgang Jacobsen an Beispielen wie aus dem Handgelenk im Nachwort.