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DVD/Blu-ray

Der wunderbare Mr. Rogers

| Alexandra Seitz |
Wider die Wut

Hier bei uns in Europa ist Mister Rogers – bürgerlich Fred McFeely Rogers, gebürtig aus Latrobe, Pennsylvania – sehr wahrscheinlich nicht allgemein bekannt. In den USA hingegen ist/war er eine Institution, vielgeliebt und vielfach geehrt und nicht wegzudenken aus der Alltagsgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Von 1968 bis 2001 war Fred Rogers (1928–2003) Kopf, Herz, Gesicht, Stimme und Seele einer auf Vorschulkinder zugeschnittenen Fernsehsendung, die sich doch auch an Menschen aller Altersklassen richtete. Mister Rogers‘ Neighborhood hinterließ einen ähnlich dauerhaft prägenden Eindruck in den Kindheiten der ZuschauerInnen wie jenseits des Großen Teichs Die Sendung mit der Maus. Mit dem Unterschied allerdings, dass Mister Rogers weniger die Funktion beispielsweise einer Kronkorkenmaschine erklärte, als dass er über Scheidung, Tod, Eifersucht und Gehänseltwerden sprach. Und immer wieder über Zorn, Ärger und Wut.

Rogers ist/war ein Phänomen, insofern er sich irgendwann in seinem Leben dazu entschieden hatte, keine negativen Impulse in die Welt zu setzen und auf jeden Menschen offen und freundlich zuzugehen. Wie anstrengend das ist, weiss jede/r, der/die schon einmal mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden ist. A Beautiful Day in the Neighborhood erzählt von dieser faszinierenden Persönlichkeit vermittels einer klassischen Erweckungs- und Erlösungs-Dramaturgie. Ein zynischer Journalist, der zudem ein familiäres Trauma mit sich herumschleppt, erhält den Auftrag, Fred Rogers für das „Esquire Magazine“ zu porträtieren (das Drehbuch des Films stützt sich auf die Titelgeschichte „Can You Say … Hero?“ von Tom Junod, erschienen in „Esquire“, November 1998). Mit gezückter Ätzfeder macht der Mann sich ans Werk und ist alsbald schon pflichtschuldigst genervt von dem, wofür Mister Rogers steht, und das zu allen Zeiten von jenen (Männern vor allem), die nicht wissen, was sie tun, als Schwäche verspottet und geringgeschätzt wird. Doch steter Tropfen höhlt bekanntlich auch den härtesten Stein …

In Szene gesetzt ist das alles aufs Allerangenehmste unaufdringlich und im Zweifelsfalle eher ruppig denn sentimental. Das i-Tüpfelchen aber stellt die Idealbesetzung der Titelfigur mit Tom Hanks dar. Der schließlich kann wie kein anderer Mitmenschlichkeit, Normalität, Integrität verkörpern. Und hier vermittelt er nicht nur die beglückende Warmherzigkeit seiner Figur, sondern auch die unermüdliche Arbeit am Selbst, ohne die diese nicht möglich wäre.