Von grenzenlosen Universen und universellen Herzensangelegenheiten
Cambridge, 1963. Stephen Hawking (Eddie Redmayne), ein hagerer, zerknitterter Kerl, kritzelt seine Physik-Hausaufgaben auf die Rückseite eines Fahrplans, aber er löst sie mit einer Leichtigkeit, die seinem Professor (David Thewlis) imponiert. Der 21-jährige Kosmologe mit den dicken, verschmierten Brillengläsern hat ein Auge auf die Sprachstudentin Jane Wild (Felicity Jones) geworfen. Die Balz nimmt ihren Lauf, doch dann kommt die verheerende Diagnose ALS – eine Nervenkrankheit, die seine Muskeln lähmt und ihm eine zweijährige Lebenserwartung gibt. „Your thoughts will not be affected“, prognostiziert sein Doktor, „but no one will know what they are“. Falsch. Die Erkrankung beraubt Hawking seiner Motorik und Sprache, aber nicht seiner Gedanken, die angetreten sind, eine universelle Gleichung zu finden, die das Universum entschlüsselt: eine Weltformel („Theory of Everything“). Das hat er mitunter Jane zu verdanken, die sich bis zur niederschmetternden Selbstaufgabe um ihn kümmert.
Gemeinsam haben sie drei Kinder, doch die fortschreitende Krankheit und Belastung finden nach dreißig Jahren Ehe ihre Erschöpfung und beide investieren ihre Gefühle anderenorts. Ein Moment, in dem Jane müde einem Gast eine Theorie ihres Mannes erklärt, während sie dem weltberühmten Wissenschaftler Erbsen in den Mund schiebt, hat etwas schmerzvoll Komisches. Es sind ihre Memoiren, die als Material für das Drehbuch dienten. Die außerordentliche Leistung von Redmayne lässt die akribischen Anstrengungen des Schauspielers vergessen und Hawking (inzwischen 72) in ihm sehen, den wir aus den Medien kennen. Mit verzerrten Handgelenken, gesenktem Haupt, gekrümmter Haltung und computergenerierter Stimme. Nichts, was der Schauspieler bisher gespielt hat (Les Miserables, My Week with Marilyn, Savage Grace) hatte diese Art von Wandlungsfähigkeit erwarten lassen, und Felicity Jones ist ein ganz wunderbares Gegenüber.
Hawkings Ideen werden auf unbefriedigende, aber visuell nette Weise auf Metaphern reduziert wie eine Tasse Kaffee, die zum Symbol für helle und dunkle Materie wird. James Marsh, der für den Oscar-prämierten Dokumentarfilm Man on Wire verantwortlich zeichnete, könnte die Geschichte konventioneller nicht erzählen, und es ist fast eine Schande, dass die Hawkings in einem verherrlichenden Licht eine ominöse Einheit bilden, aber es sind dennoch bemerkenswerte Szenen, die zeigen, dass Angelegenheiten des Herzens mindestens so kompliziert sind wie die Winkel des Weltraums.