Biopic über das bewegende Leben der jungen Lady Spencer, Englands erster Fashionqueen und Stilikone.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Hier handelt es sich nicht um eine Verfilmung des tragischen Schicksals von Lady Diana Spencer. Doch die Parallelen im Leben der „Königin der Herzen“ und ihrer illustren Vorgängerin, Lady Georgiana Cavendish, Herzogin von Devonshire (1757–1806), deren Mädchenname kurioserweise ebenfalls Spencer lautete, sind „quite remarkable“. Beide verstanden perfekt das Spiel mit der Öffentlichkeit, sie wurden geliebt und bewundert, sie nutzten ihre Popularität, um auch politisch Einfluss zu nehmen. Beide waren gefangen in unglücklichen Ehen und scheiterten an ihrem Drang nach Freiheit.
Man könnte es sich leicht machen und The Duchess dem typisch britischen Historiengenre zuordnen. Aber – trotz der opulenten und detailgetreuen Inszenierung – ist Regisseur Saul Dibb ein überraschend entstaubtes und intimes Porträt einer jungen Frau und ihres verzweifelten Kampfes nach persönlicher Selbstbestimmung gelungen. Denn unter all den gepuderten Perücken und ausladenden Reifröcken befindet sich eine erstaunlich zeitgemäße, fast schon emanzipierte Frau, deren Aufbegehren, Ohnmacht und Resignation auch aus heutiger Sicht nachvollziehbar ist.
Keira Knightley überzeugt in der Titelrolle, ihrem bis dato facettenreichsten Spiel ist es zu verdanken, dass dieser Film berührt und nicht nur als perfektes Ausstattungsdrama in Erinnerung bleibt. Neben Knightley brilliert Ralph Fiennes als Herzog von Devonshire. Fiennes schafft es, seiner Figur trotz aller Kälte und Grausamkeit auch menschliche Züge abzugewinnen. In einer Schlüsselszene des Films, als Georgiana in jeder Hinsicht resigniert und sich ihrem Schicksal fügt, betrachtet der Herzog seine spielenden Kinder mit den Worten „How wonderful to be that free.“ Beide sind letztlich Gefangene ihrer gesellschaftlichen Stellung, sie sind an einen Kodex gebunden, der ihr Leben bestimmt. Auszubrechen hieße, das System in seinen Grundfesten zu erschüttern (und das gelang bekanntlich erst Diana 200 Jahre später). Ein Kodex allerdings, der Männern unendlich mehr Freiheiten zugesteht als Frauen.
Die Oscar-prämierten Kostüme sind vor diesem Hintergrund mehr als bloßer historischer Schnickschnack, sie bleiben Georgianas einzige Möglichkeit, sich als Frau auszudrücken. Eine Einsicht die tragischerweise auch 200 Jahre später – im Sex and the City-Zeitalter – für Frauen nur wenig an Relevanz verloren hat.