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Die Unschärferelation der Liebe

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Die Unschärferelation der Liebe

| Alexandra Seitz |
Dialoglastige Liebeskomödie, in der eine überraschende Begegnung unvorhergesehene Folgen zeitigt

Es ist eine Begegnung zwischen Erschrecken und Überraschung: Alexander Kirchner, Inhaber einer Fleischhauerei, steht an der Busstation und ahnt nichts Böses, als ihm eine Unbekannte – Schulsekretärin Margarete Brenner, wie sich später herausstellt – ungefragt und einfach so einen Kuss in den Nacken drückt. Holla!

Die Frau entschuldigt sich sogleich wortreich, der Mann nimmt die Entschuldigung etwas grummelig an. Dann aber hört die Spontanküsserin nicht mehr auf zu reden. Sie bleibt dem Überrumpelten auf den Fersen und quasselt ohne Unterlass auf ihn ein – der nicht weiß, wie ihm geschieht, und sie schließlich etwas rüde abhängt. Nur um sie wenig später in seinem Geschäft anzutreffen, wo es einfach so weiter geht: die Frau redet, der Mann schweigt. Jedenfalls meistens. Wenn er doch einmal etwas sagt, ist es nicht das Erwartete. Und so schleicht sich allmählich eine gewisse Faszination ein angesichts dieses Zusammentreffens einander diametral entgegengesetzter Temperamente.

Die Unschärferelation der Liebe beruht auf dem 2015 in New York uraufgeführten Theaterstück „Heisenberg“ des britischen Dramatikers Simon Stephens. Seine Herkunft von der Bühne versucht der Film auch gar nicht erst zu verleugnen; im Grunde besteht er aus einer Abfolge von Szenen, in denen zwei Figuren aufeinander treffen und miteinander reden. Im Zuge dieser Begegnungen entwickelt sich sodann aus einer Bekanntschaft eine Freundschaft, die das Risiko eines sexuellen Abenteuers eingeht, aus dem möglicherweise eine Liebe erwächst. Währenddessen wird, das dürfte deutlich geworden sein, sehr viel geredet. Vor allem von der Frau, und von ihr vor allem Quatsch. Während der Mann, je länger er verblüfft zuhört (oder die Ohren auf Durchzug stellt), je mehr wie eines dieser stillen, tiefen Wasser wirkt. Die irre Quasseltante und der sensible Denker – ist das nicht klischeehaft? Ja, das ist es zweifellos. Und eben deswegen kann einem dieser Film auch ganz gehörig auf den Wecker fallen.

Trost findet sich immerhin in der Schauspielerei von Caroline Peters und Burghart Klaußner, die ihre Figuren mit beträchtlicher Nonchalance von den Schablonen fern halten, die der Stoff für sie bereit hält. Mit ihrem ungezwungenen Zusammenspiel sorgen sie dafür, dass Margarete und Alexander am Ende tatsächlich ein einigermaßen glaubwürdiges Paar ergeben. Das spricht für ihre Liebe, und auch wenig für den Film.