Niemand kann in Frieden leben, wenn der Nachbar ein Serienmörder ist.
Nach dem Unfalltod seines Vaters gerät das Leben des Schülers Kale (Shia LaBeouf) zusehends aus seinen bislang geregelten Bahnen. Nachdem er seinen Lehrer niedergeschlagen hat, erhält Kale eine letzte Bewährungschance. Er wird, überwacht von einer elektronischen Fußfessel, zu drei Monaten Hausarrest verurteilt. Als ihm seine Mutter zu allem Überfluss auch noch Computer und Kabelfernsehen verbietet, bleibt dem gelangweilten jungen Mann bald nur noch ein Zeitvertreib: Kale beobachtet stundenlang vom Fenster seines Zimmer aus akribisch seine Nachbarn. Und schon bald drängt sich ihm der schreckliche Verdacht auf, der unscheinbare Bewohner des Nebenhauses könnte ein lang gesuchter Serienmörder sein. Natürlich glaubt zunächst niemand an seine Theorie und unglücklicherweise darf Kale das Haus ja nicht verlassen. So ist er auf die Hilfe seiner Schulkollegin Ashley angewiesen, um den vermeintlichen Killer zu überführen.
Man wird nicht lange rätseln müssen, um jene Anleihen zu erkennen, die Disturbia bei Alfred Hitchcocks Rear Window nimmt. Wer sich an klassische Werke der Filmgeschichte in Form von Remakes oder nur allzu deutlich erkennbaren Paraphrasierungen heranwagt, darf sich freilich nicht über Vergleiche mit dem großen Vorbild wundern. Hitchcocks Meisterwerk ist ja nicht nur ein schlichtweg brillanter Thriller, sondern zudem auch eine Studie über voyeuristische Obsessionen, die sich zur Reflexion über die Lust am Sehen, eine der Grundbedingungen für das Kino, entwickelt (und nicht zufällig immer wieder Aufnahme in diverse Kanons und Beste Filme-Listen findet). Es wird vermutlich kaum jemanden überraschen, dass Disturbia nicht einmal annähernd an die Qualitäten von Rear Window heranreicht. Verwundern mag hingegen, dass Disturbia nicht viel mehr als ein merkwürdig zerrissener, stückwerkhafter Genre-Mix bleibt, dem jegliches Gefühl für Spannung, Tempo und Atmosphäre fehlt. Inszeniert Regisseur D. J. Caruso die erste Hälfte des Films noch im Stil jener High School-Komödien, die nur zwischen Klischees und Banalitäten pendeln, kippt Disturbia in der zweiten Hälfte ebenso plötzlich wie dramaturgisch unbegründet in Richtung Thriller. Aber auch in diesen Sequenzen bleibt der Plot stets vorhersehbar und schablonenhaft. Dass D. J. Caruso Hitchcock’sche Dimensionen nicht erreicht, mag man ihm nachsehen, man hätte sich im Fall von Disturbia schon darüber gefreut, wenn wenigstens ein Mindestmaß an gepflegtem Genre-Kino zustande gekommen wäre.