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Doctor Strange in the Multiverse of Madness

Filmkritik

Doctor Strange in the Multiverse of Madness

| Jörg Schiffauer |
Neues aus dem Hause Marvel, inszeniert von Sam Raimi

Selbst Superhelden sind nicht davor gefeit, hin und wieder einen gebrauchten Tag angedreht zu bekommen. Einen solchen erlebt Doktor Stephen Strange, studierter Neurochirurg, dem an einem mystischen Ort in Kathmandu beigebracht wurde, seine geistigen Fähigkeiten zu Superkräften auszubauen, als er an der Hochzeit von Christine Palmer, der Dame seines Herzens, teilnimmt. Allerdings ist er bei dem festlichen Akt als Gast und nicht als Bräutigam dabei. Das steckt der Doktor mit der ihm eigenen Nonchalance noch weg, doch als dann vor seinen Augen ein Mädchen von einem krakenartigen Monster angegriffen wird, zählt besagter Tag endgültig zu den eher durchwachsenen. Als sich nach erfolgreicher Intervention der Staub etwas gelegt hat, erfährt Strange, dass die junge Dame mit dem Namen America Chavez über die Fähigkeit verfügt, von einer Dimension des titelgebenden Multiversums in die andere zu wechseln, das Monster war da nur ein Vorbote der Bedrohung, die auf alle diese Welten zukommt. Und sogleich befindet Doktor Strange mittendrin in einer Malaise von gigantischem Ausmaß.

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Der Plot um phantastische Welten, in denen sich Kräfte des Guten und des Bösen samt magischen Kräften gegenüberstehen, ist eine feine Spielfläche für Regisseur Sam Raimi – derartige Motive finden sich wiederholt in seinem bisherigen Œuvre –, der die Fortsetzung von Doctor Strange in Szene setzt. Raimi, der sich bereits 1981 mit seinem Regiedebüt The Evil Dead, einer Low-Budget-Produktion mit brachialem Horror, einen Namen machen konnte und in der „Spider-Man“-Trilogie eine weitere Figur der Marvel-Comics kongenial auf die Kinoleinwand gebracht hat, inszeniert Doctor Strange in the Multiverse of Madness als enorm temporeiches, bildmächtiges Fantasy-Spektakel. In etlichen seiner bisherigen Regiearbeiten begegnete Raimi (Sam Raimi – Der Zauberer von Michigan |ray 05/2022) dem von ihm entworfenen Schrecken – so heftig der auch sein mochte – mit grimmiger Ironie, ein vertrautes und bewährtes Stilmittel, das er auch hier wiederholt einzusetzen versteht. Dass Benedict Cumberbatch den Superhelden Stephen Strange mit in diesem Genre eher ungewohntem Understatement verkörpert, fügt sich dabei glänzend in Raimis Inszenierung ein. Man sollte sich übrigens den Abspann in seiner gesamten Länge ansehen, sonst versäumt man nämlich die selbstreferentielle Schlusspointe, die Sam Raimi eingefügt hat.