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Filmstart

Don’t Worry Darling

| Jakob Dibold |
Eine mehr als passable Psychoparabel in Hochglanzoptik

Fünfzigerjahre, eine glitzernde Plansiedlung mitten in der kalifornischen Wüste. Die bestens polierten Luxuskarossen mit Anzug tragenden Männern darin scheren synchron aus, die tadellosen Hausfrauen winken lächelnd zum Abschied. Ihre Ehegatten arbeiten allesamt für den Visionär Frank und dessen Victory Project, ein streng geheimes Unterfangen zur Verbesserung der Welt, wie es heißt. Die Frau des CEOs bietet Ballett-Unterricht an, und auch regelmäßige Cocktails im Sonnenschein scheinen den Bewohnerinnen das tägliche Putzen, Räumen und Kochen gebührend zu versüßen. Doch sehr bald zerbröselt die heile Welt, die wir aus der Wahrnehmung der Hauptfigur Alice Chambers sehen, wobei Florence Pugh drei Jahre nach Midsommar (R: Ari Aster) wieder bei hellstem Tageslicht in einen Alltag aus Unbehaglichkeit und Grauen abdriftet. Im Wach- und Schlafzustand wird alles – und werden alle – zunehmend seltsamer, auch der schockierende psychische Niedergang einer Nachbarin wird einzig von Alice ernstgenommen. Sie wird sich dem Bösen, das offensichtlich von dem charismatischen Anführer und der verbotenen Zone in Richtung der Hügel, die ausschließlich Victory-Mitarbeiter begehen dürfen, ausgeht, nicht beugen – mit oder ohne Unterstützung ihres dann obendrein noch beförderten Geliebten.

Zugegeben ist bei dieser Synopsis zunächst Skepsis angebracht, und auch gegen das Sommerloch füllende Promi-Drama der Produktionsgeschichte muss sich Olivia Wildes zweiter Langfilm ja nun behaupten. Der Versuch eines formschönen, mit künstlerischen Ideen gespickten Psychospiels ist nach dem wunderbaren, doch recht geradlinigen Highschool-Dramedy-Debüt Booksmart jedenfalls gewagt, und natürlich wirkt es manchmal so, als sollte die mitunter fast protzige audiovisuelle Gestaltung (an der rhythmischen Kamera: Aronofskys Stammkraft Matthew Libatique) von Don’t Worry Darling die Schwächen der Narration überdecken. Doch auch dies ist, könnte man sagen, eine Illusion, denn die abermals Skriptverantwortliche Katie Silberman entschlüpft dem zwangsläufig evozierten Anschein einer dritten „Stepford Wives“-Interpretation geschickt und nimmt stattdessen derart traumnovellenhaft Anleihen an ebenfalls nicht unbekannten Sci-Fi-Bausteinen, dass sich schlussendlich das große Ganze nicht nur schön, sondern auch schlüssig ineinanderfügt. Mindestens gelungen ist ein hochwertiger Unterhaltungstrip, der nicht nur dank Styles stark von seiner miterzählenden Musikalität zusammengehalten wird. Doch keine Sorge: Harry tanzt und singt sogar auch kurz.