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EIN FEST FÜRS LEBEN

Filmstart

Ein Fest fürs Leben

| Oliver Stangl |
The Wedding Planner

Ein letzter Auftrag, nach dem sich der Protagonist zur Ruhe setzen will: Hier geht es nicht um die Hauptfigur aus David Finchers The Killer, sondern um einen deutschen Eventmanager namens Dieter (Christoph Maria Herbst), der sich auf Hochzeiten spezialisiert hat. Einerseits nerven die Wünsche der oft knausrigen Kunden, die das „Fest fürs Leben“ zum Beinahe-Nulltarif organisiert haben möchten, andererseits kriselt es in Dieters eigener Ehe gewaltig: Seine Frau muss er am Telefon vor lauter Stress öfter abwürgen, auf Distanz hat man sich schon verständigt. Damit nicht genug: Die Infrastruktur im gern genutzten Hochzeitsschloss fällt immer im unpassendsten Moment aus, Dieters rechte Hand Yella ist am Aggrotrip, Fotograf Marcel interessiert sich mehr für Büfett und weibliche Gäste, ein als Bedienung jobbender Ex-Pädagoge korrigiert oberlehrerhaft jeden Versprecher, die Kellner beschweren sich über die historischen Kostüme und der aktuelle Kunde ist ein selbstverliebter Idiot. Die hübsche Schlossherrin wäre eigentlich recht sympathisch, aber für emotionale Vertiefung bleibt ebenfalls keine Zeit. Da trifft es sich, dass ein potenzieller Käufer für die Eventagentur auftaucht. Doch natürlich geht noch alles schief, was schiefgehen kann. Verdorbenes Essen, eine einschläfernde Rede des Bräutigams, Fehlzündungen beim Feuerwerk, ein vermeintlicher Kontrolleur vom Finanzamt, ein Unfall mit einem Ballon … Wird der vermeintlich letzte Arbeitstag zum schlimmsten in Dieters Leben? Oder kommt doch noch irgendwo ein Lichtlein her?

Ein Fest fürs Leben ist ein Remake der französischen Komödie Das Leben ist ein Fest (Le sens de la fête, Regie: Olivier Nakache, Éric Toledano, 2017) und das Kinodebüt des fernseherfahrenen, in Frankreich aufgewachsenen Deutschen Richard Huber. Visuell sieht das Ganze recht gut aus, wurde die Kamera doch von keinem Geringeren als Jörg Widmer bedient, der bereits mit Filmemachern wie Terrence Malick und Wim Wenders drehte. Inhaltlich wirkt der Film dagegen oftmals wie eine TV-Produktion, die, ohne pauschalisieren zu wollen, die Schwächen vieler deutscher Komödien teilt: Die Witze werden übererklärt, viele Pointen zünden nicht, die Story ist von A bis Z vorhersehbar. So ist das größte Asset des Films Hauptdarsteller Christoph Maria Herbst, dem Charaktere zwischen Arroganz, Cholerik und Überforderung ja bekanntlich gut stehen. Hier darf der Schauspieler manchmal eine sensiblere und verletzlichere Seite zeigen – und obwohl das Finale ungeniert auf die Tränendrüse drückt, wird der Film in diesen Momenten vor allem durch ihn tatsächlich noch ein wenig berührend.