Catherine Deneuve in einer couragierten mondänen Altersrolle
Einer Leinwandschönheit verlangt es einiges ab, sich mit dem Altwerden zu arrangieren. Marlene Dietrich schottete sich in ihrer Pariser Wohnung ab, Hildegard Knef unterzog sich unvorteilhaften Schönheitsoperationen. Und Catherine Deneuve? Die französische Grande Dame hat sich im Alter von 73 Jahren bestens gehalten. Sie sieht zehn Jahre jünger- und immer noch vortrefflich aus. Und doch hat es den Anschein, dass sie nicht nur deshalb immer noch vor die Kamera tritt, weil das so ist.
Martin Provosts Drama zeigt vielmehr, dass sie trotz ihrer Begünstigungen das Thema durchaus beschäftigt.
Jedenfalls gehört einiger Mut dazu, eine sehr wesensverwandte Frau zu spielen, die an einem fortgeschrittenen Gehirntumor leidet. Den bevorstehenden Tod fürchtet diese Béatrice nicht, wieso auch, die extravagante Dame hat das Leben geführt, das sie wollte. Aber ebenso selbstbestimmt will sie jetzt auch sterben, bevor ihr Körper zerfällt. Das passt zur Philosophie einer ungarischen Fürstentochter, die nie bereit war, ihrem Wohl zuliebe auf etwas zu verzichten. Der Genuss hatte stets vor allem Vorrang. Sie raucht, trinkt Rotwein, isst blutiges Fleisch und lebt über ihre Verhältnisse. Und egozentrisch ist Béatrice auch: Ihren früheren Geliebten verließ sie vor 30 Jahren, als der aufs Land ziehen und eine Familie gründen wollte. Lieber vagabundierte sie durch die Weltgeschichte, von Paris über Biarritz bis nach Buenos Aires und bekam gar nicht mit, dass er vor Kummer starb. Aber jetzt, da ihr eigenes Ende naht, will sie sich mit Claire (Catherine Frot), der Tochter dieses Mannes, aussöhnen.
Die ist eigentlich noch viel zu verletzt, um sich darauf einzulassen. Aber sie bringt es doch nicht fertig, Béatrice abzuweisen. Denn Claire, von Beruf Hebamme, ist bescheiden, gewissenhaft und herzensgut. Gegensätzlicher könnten die Heldinnen nicht sein, daraus bezieht die Geschichte ihre innere Spannung. Und allmählich, man ahnt es, kommen sich die beiden so unterschiedlichen Frauen doch näher.
Dank zurückhaltender Inszenierung gelingt ein leiser, charmanter Film, den Provost nur mit unnötigen Nebenhandlungen um Claires Sohn und den Nachbarn Paul ein wenig überfrachtet. Die famosen Schauspielerinnen tragen gleichwohl über solche Schwächen hinweg. Am meisten berührt der Film zum Ende, wenn bei Béatrice unter der narzisstischen Oberfläche mehr und mehr die liebenswerten Seiten hervorstechen. Großartig, wie Catherine Deneuve konsequent ihren Weg geht, Sage femme ist ihr Film.