Stilbewusst neu eingekleidet: Im Rahmen einer Raum- und Zeitreise erhält eine Adaption von Oscar Wildes Dauerbrenner „Lady Windermeres Fächer“ dezent geänderte Akzente, sprachlich wie inhaltlich.
Das junge Paar Meg (Scarlett Johansson) und Robert Windermere (Mark Umbers) möchte im italienischen Ferienparadies Amalfi ungestört seinen Urlaub verbringen, fernab von jeglichen Verpflichtungen. Doch schon hat sich Mrs. Erlynne (Helen Hunt), die berüchtigte Verführerin, auf den Weg gemacht, um das junge Eheglück auf die Probe zu stellen. Die erfahrene Frau, die mit Affären und nachfolgenden Erpressungen ihr Leben bestreitet, pirscht sich an Robert heran, während Meg den Lebemann Lord Darlington (Stephen Campbell Moore) kennenlernt. Alsbald jedoch tauchen moralische Zweifel auf.
Wilde’sche Personal- und Auffassungsrochaden gelten als unverwüstliche Komödienbasis für immer neue Zuschauergenerationen, für den reiferen, abgebrühteren Tonfall der Vorlage Lady Windermere‘s Fan trifft das besonders zu. Mike Barker transferiert den Bühnenklassiker aus dem viktorianischen London ins Italien der 30er Jahre, was einen Zusatzgewinn an Oberflächenreizen bei Landschaft und Kostüm beschert, und macht aus dem jungen Ehemann einen überarbeiteten Wall-Street-Banker. Und er ändert mit dem Filmtitel die Stoßrichtung ein wenig: Die ausgefeilten Spitzfindigkeiten zu Geschlechterbeziehungen und die Grabenkämpfe um Werte, Moral und Erfahrungen bleiben im Grunde erhalten; welche Qualitäten eine „gute Frau“ ausmachen sollen, bleibt um einiges offener als einst bei Wilde; aufrichtiger wirken die Sympathien für die lebensweise Abenteurerin.
Die weich zeichnende Kamera von Ben Serezin nützt sonniges Küstenlicht zum Umspielen einer Besetzung, der Mike Barkers Regie viel Raum für Einzelleistungen eröffnet: Besonders Helen Hunt verleiht ihrer Mrs. Erlynne eine Palette an Facetten zwischen Trotz, Abgebrühtheit und unterdrückter Verletzlichkeit, Stephen Campbell Moore, Tom Wilkinson, Roger Hammond und John Standing assistieren gutgelaunt als Upper-Class-Riege englischer Italienurlauber. Und Scarlett Johansson kann in ihrer Rolle als vorgeblich naive junge Ehefrau mit geweiteten Augen auf ihre Routine vertrauen. Ob London oder Amalfi: Immer weiß man im Publikum mehr als die Protagonisten selbst – oder glaubt es zu wissen.