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Paradies: Liebe
Paradies: Liebe (2012, Regie: Ulrich Seidl)

Retrospektive

Eine Frage der Inszenierung

| Jakob Dibold |
Das Filmarchiv Austria zeigt Ulrich Seidls Gesamtwerk und zeichnet Kino-Spuren Bertolt Brechts nach

Ab 20. Jänner bis 4. März gibt es im Metro Kinokulturhaus die Möglichkeit, alle Arbeiten eines der bedeutendsten Aushängeschilder des österreichischen Films zu sehen: Ulrich Seidl beeindruckt, verstört, entzweit sein Publikum, von seinen ersten Filmen an der Wiener Filmakademie – Der Ball bedeutete auch den Abschied von der Institution – bis hin zum allerneuesten Werk, das noch einen Arbeitstitel trägt – Rimini und Sparta kulminieren vorläufig in Böse Spiele. Mitgeprägt von einer streng katholischen Erziehung beschäftigt sich Seidl seit Anbeginn seines Schaffens nicht nur mit psychischen Auswucherungen des Religiösen, sondern nimmt sich häufig verschiedenster Randfiguren des gesellschaftlichen Zusammenlebens an. Im Zentrum stehen dabei Sehnsüchte, Leidenschaften und Abgründe von Menschen, die von Seidl mit einer wahrhaftigen Neugier beleuchtet werden – anstatt Bilder für Schaulustige produziert er jedoch komplexe Verwebungen von Fiktion und Dokumentation, die auf unvergleichliche Weise tief in Seelen blicken lassen. Eine Werkschau voll von cineastischen Unbequemlichkeiten und dank der Anwesenheit von Seidl und vielen weiteren Gästen eine lebendige Leinwandausstellung mit Raum für Diskussion. Highlight für „Fortgeschrittene“: ein Abend mit exklusiven Einblicken hinter die Kulissen und in kaum Gesehenes.
Anderen Inszenierungs-Fragen widmet sich bis 6. März ein Filmprogramm anlässlich des 125. Geburtstags von Bertolt Brecht. Das Verhältnis des Dramatikers und seiner bis heute breit rezipierten Stücke zum Medium und der Präsentationsform des (Kino-)Films wird darin anhand von Werk-Adaptionen, Filmen über Brecht und solchen, die Brecht selbst schrieb, als ein nicht immer einfaches und doch ergiebiges anschaulich: Vom proletarischen Klassiker Kuhle Wampe (R: Slatan Dudow) und dem einzigen Hollywood-Versuch – Hangmen Also Die! (R: Fritz Lang) – über zwei „Dreigroschenopern“ bis hin zu einem Biopic.
www.filmarchiv.at