ray Filmmagazin » Drama » Elegy oder die Kunst zu lieben

Elegy oder die Kunst zu lieben

Elegy oder die Kunst zu lieben

| Anna Katharina Wohlgenannt |

Isabel Coixets neuer Spielfilm erzählt eine altbekannte Geschichte nicht wirklich neu.

David Kepesh (Ben Kingsely), erfolgreicher Kunstkritiker, der regelmäßig im Fernsehen auftritt und an einem New Yorker College unterrichtet, pflegt seit dem Ende einer schon Jahre zurückliegenden Ehe einen promisken Lebensstil. Die einzigen Konstanten in seinem Leben bilden der Dichter George O’Hearn (Dennis Hopper), mit dem er seine zynische Sicht auf das Leben und die Liebe teilt, die Geschäftsfrau Carolyn (Patricia Clarkson), mit der er seit 20 Jahren ab und an ins Bett geht und sein Sohn Kenny. Dieser hat es dem Vater nie verziehen, dass er einst Frau und Kind verlassen hat, und konfrontiert ihn regelmäßig mit Vorwürfen. Kepesh berührt das nicht wirklich: Im Laufe der Jahre hat er seine sexuelle Freizügigkeit perfekt in ein geordnetes Leben integriert und kann sich so sorgenlos seinen ästhetischen und erotischen Leidenschaften widmen – bis zu dem Tag, an dem ihm die Studentin Consuela Castillo (Penélope Cruz) begegnet. Schnell muss Kepesh feststellen, dass er die junge, aus behütetem Elternhaus stammende Kubanerin nicht so einfach verführen kann wie viele seiner anderen Studentinnen. Von ihrer Schönheit hingerissen, beginnt er daher, sie richtiggehend zu umwerben. Die daraus entspringende Affäre wird für Kepesh zu einer ungewohnten emotio-nalen Achterbahn: Zum ersten Mal seit Jahren spürt der alternde Mann Gefühle wie Eifersucht, die sich zunehmend zu einer sexuellen Obsession auswachsen.

Elegy beruht auf Philip Roth Roman The Dying Animal, für die Inszenierung zeichnet die Spanierin Isabel Coixet verantwortlich, die durch ihre bisherigen Regiearbeiten My Life Without Me (2003) und The Secret Life of Words (2005) von sich reden gemacht hat. Coixet gelingt es nicht wirklich, eine weibliche Perspektive auf die von Altherrenphantasien strotzende Vorlage zu werfen: Die Frauen sind in diesem Film einfach nur schön, anständig und naiv oder sexuell zwar befreit, aber dennoch unerfüllt. Vor allem die Figur der Consuela Castillo ist unglaublich platt geraten – reduziert auf das immerschöne Objekt, das sich eins um das andere Mal entblättern und David Kepesh schließlich die lang ersehnte Katharsis bescheren darf. Was bleibt, ist Enttäuschung darüber, dass Coixet nicht eine Neuinterpretation des mittlerweile schon längst zum Klischee gewordenen Topos – junge Frau verliebt sich in älteren Mann – versucht hat, und Entrüstung über das schlechte Ende. Es sei Coixet zu Gute gehalten, dass das auf dem Mist von Philip Roth gewachsen ist.