ray Filmmagazin » Filmkritiken » Elfie Semotan, Photographer
ELFIE SEMOTAN

Filmkritik

Elfie Semotan, Photographer

| Hans Langsteiner |
Fragmentarisches Porträt der legendären Modefotografin

Dokus über Fotografen und Fotografinnen kommen in letzter Zeit in Mode. Ob Vivian Maier oder Annie Leibovitz, ob Robert Mapplethorpe oder Sebastião Salgado (in Wim Wenders’ Das Salz der Erde) – sie alle wurden jüngst im Kino schon gewürdigt. Jetzt rückt mit Elfie Semotan erstmals auch eine weltbekannte Österreicherin ins Zentrum cineastischen Interesses, und wer ihre Arbeiten nur von Modejournalen oder Werbekampagnen für Mineralwasser schätzt, lernt die Frau hinter den kühnen Bild-Erfindungen hier zumindest etwas näher kennen.

In der Tat lebt Elfie Semotan, Photographer in erster Linie vom Charisma der immer noch hochaktiven, heute 79-jährigen Oberösterreicherin, von ihrer Neugierde, ihrer Intelligenz und ihrer Sensibilität. Der Film begleitet sie bei Fotoshootings in Wien und New York, aber auch bei einsamen Autofahrten durchs texanische Hinterland und bei Ruhepausen im burgenländischen Grieselstein. Semotan bleibt dabei stets gleich gewinnend – egal, ob sie ihre Models mit subtilem Humor in die gewünschte Stimmung bringt („Du darfst nicht fröhlich sein, das ist überhaupt nicht lustig, was da passiert!“) oder ob sie in einem unauffälligen Zaun am Straßenrand das Sujet für ein raffiniertes Landschaftsporträt („Das ist mit den Wolken ja wie eine Fahne!“) entdeckt.   

Relativ breiten Raum nimmt naturgemäß der Bereich Modefotografie ein, den Semotan mit ihren unkonventionellen Action-Bildern revolutioniert hat. In einem Statement reflektiert sie ihre diesbezügliche Arbeit: „Ich wollte sehen, wie klein ich die Mode machen kann, ohne dass sie ihre Wichtigkeit verliert.“ Solche klugen Reflexionen sind indes leider etwas rar in diesem Film, der bei seinem Publikum einige Grundkenntnisse über das Thema voraussetzt. Prominente Persönlichkeiten, die sich hier mit Elfie Semotan austauschen, werden – wie die feministische US-Malerin Joan Semmel oder das heimische Star-Model Cordula Reyer – erst im Nachspann namhaft gemacht, und über den Werdegang der Fotografin erfährt man in der unkommentierten Doku nur Fragmentarisches.

Dazu kommt, dass die erlesene Bild-Ästhetik des Regisseurs Joerg Burger – selbst anerkannter Fotograf – derjenigen seines Stars sehr nahe kommt. Mitunter erkennt man erst nach Sekunden, ob man es mit einem Establishing-Shot des Regisseurs oder mit einer Arbeit Elfie Semotans zu tun hat. Was ja auch als Kompliment gelesen werden kann und der Qualität dieses konzentrierten 76-Minuten-Films nicht entscheidend Abbruch tut.