Verdiente Würdigung eines Mannes, der nicht wegsehen wollte
Im November 1939 unternahm Georg Elser den Versuch, durch einen Sprengstoffanschlag Adolf Hitler zu beseitigen. Es mag ein spannendes Gedankenexperiment sein, darüber zu spekulieren, inwieweit sich die Geschichte geändert hätte, wenn der Anschlag gelungen wäre. Doch der „Führer“ hatte wieder einmal Glück, er verließ den Schauplatz des Anschlags, den Münchner Bürgerbräukeller, ganze 13 Minuten bevor die Bombe detonierte.
An die 40 Attentate auf Hitler wurden versucht, doch obwohl Georg Elser eines der spektakulärsten unternommen hatte, blieb der mutige Mann viele Jahre weitgehend unbekannt und beinahe vergessen. Regisseur Oliver Hirschbiegel versucht sich nun mit Elser der Persönlichkeit der Titelfigur und seiner Beweggründe anzunähern. Hirschbiegel, der sich mit Der Untergang auf nicht unumstrittene Weise mit den letzten Tagen des Dritten Reichs auseinandergesetzt hatte, entschied sich bei Elser für einen reduzierten, über weite Strecken kammerspielartigen, dramaturgischen Ansatz. Seine Inszenierung konzentriert sich auf die Verhöre, denen Elser nach seiner Festnahme durch führende Schergen des Regimes wie Reichskriminaldirektor Arthur Nebe und den berüchtigten Gestapo-Chef Heinrich Müller unterzogen wurde. Die wollten zunächst nicht glauben, dass er allein gehandelt hatte und vermuteten eine vom Ausland lancierte Verschwörung. Doch selbst unter brutaler Folter bleibt Elser bei seiner Aussage, er habe sich ganz allein dazu entschlossen, Hitler auszuschalten. In Rückblenden, die die Verhörsequenzen unterbrechen, wird deutlich, wie der Möbeltischler Georg Elser zu diesem folgenschweren Entschluss kam. Der Nonkonformist sah nämlich auch in der ländlichen Idylle seiner Heimat, der Schwäbischen Alb, wie der Nationalsozialismus einem Krebsgeschwür gleich alle Ebenen des alltäglichen Lebens befiel und mittels Gleichschaltung und Terror jegliche Individualität unterdrückte – mit allen mörderischen Konsequenzen. Mit geradezu prophetischer Weitsicht erkannte Elser früher als viele seiner Zeitgenossen, welches Unheil Hitler über die Welt bringen würde. Mit einer betont unprätentiösen, aber eindringlichen Inszenierung, die streckenweise Züge eines Dokudramas annimmt, und unterstützt von einem glänzend gecasteten und souverän agierendem Ensemble, macht Hirschbiegels Film deutlich, warum Elser schließlich sein Leben aufs Spiel setzte, um seinem Gewissen zu folgen. Sein unbelohnter Mut forderte den höchsten Preis. Nach jahrelanger Haft wurde Georg Elser am 9. April 1945 im Konzentrationslager Dachau ermordet.