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Enttarnt – Verrat auf höchster Ebene

| Walter Gasperi |

Die Aufdeckung des größten Spionagefalls in der Geschichte der USA als packender, psychologischer Thriller.

Mehr als 20 Jahre arbeitete Robert Hanssen für das FBI und galt als Experte für die Spionage in Russland. Dann stellte sich jedoch heraus, dass er Geheimnisse an die Russen verkaufte und schon zu Sowjet-Zeiten umgedrehte KGB-Spione verraten hatte. Billy Ray nimmt in seinem zweiten Spielfilm das Ende vorweg: Am Beginn stehen TV-Bilder einer Pressekonferenz vom Februar 2001, bei der der damalige Justizminister John Ashcroft ein Statement zur Verhaftung Hanssens abgibt. Erst dann setzt eine den Film umspannende Rückblende ein, in der von den zweimonatigen Ermittlungen gegen den Meisterspion erzählt wird.

Es geht also nicht um das Was und letztlich auch nicht um das Wie und Warum. Das Zertifikat „nach wahren Begebenheiten“ trägt zwar auch Breach, aber an einer quasidokumentarischen Rekonstruktion der Ereignisse ist Ray nicht interessiert. In den Mittelpunkt rückt er vielmehr die Charaktere von Robert Hanssen und dem jungen, auf ihn angesetzten Ermittler Eric O´Neill.

Ständig wird von Vertrauen geredet, doch tiefes gegenseitiges Misstrauen kennzeichnet ihre Beziehung. Jeder stellt den anderen auf die Probe und jeder spielt dabei falsch. Wie in The Good Shepherd sind auch Rays Agenten keine Helden à la James Bond und Jason Bourne, sondern Schreibtischtäter. Eindringlich vermitteln die von Kameramann Tak Fujimoto in fahle Blau- und Grautöne getauchten Bilder des winterlichen Washington und der kalten Bürogebäude die Tristesse dieses einsamen Lebens.

Klassischer Suspense ist auf einen geheimen Daten-Download und eine Durchsuchung von Hanssens Wagen beschränkt, durchgängig höchste Spannung entsteht aus Blicken und Wortduellen, dem zurückhaltenden Spiel des Ensembles und der stringenten Inszenierung. Reduziert auf eine eng umrissene Handlung, auf wenige Schauplätze und Figuren, entwickelt sich ein Kammerspiel, das seine Dichte nicht zuletzt aus der Bezugnahme auf Hanssens erzkatholische Grundhaltung bezieht. Höchst ambivalent und undurchschaubar bleibt dieser von Chris Cooper brillant gespielte Meisterspion bis zuletzt und Ray versucht gar nicht erst sein Verhalten zu verstehen oder zu erklären, aber er zeigt am Beispiel des jungen Ermittlers, wie Misstrauen und Geheimniskrämerei im Beruf sich zwangsläufig auch auf das Privatleben ausbreiten und dieses zerfressen. Der reale O´Neill zog jedenfalls nach Erledigung seines Auftrags die Konsequenzen, quittierte den Dienst und arbeitet heute als Jurist.