Filmkritik

Es / It

| Ralph Umard |
Beeindruckende Kinoadaption der Romanvorlage von Stephen King

Schon das erste Erscheinen eines Gespensts in Gestalt des Clowns Pennywise ist wahrhaft gruselig. Er lauert im Gully, seine gelb leuchtenden Augen, sein eigenartig kindlich wirkender Gesichtsausdruck mit maskenhaftem Make-up und der maliziöse Unterton in seiner Stimme sind verstörend. Speichel tropft aus seinem Mund – wie man kurz darauf sehen wird, hat er Appetit auf Menschenfleisch. Später gibt es weitere Szenen, die man nicht so schnell vergisst: ein furioser Tanzauftritt des Clowns (Bill Skarsgård) auf einer Unterwelt-Bühne, eine Totale mit hunderten seiner Opfer, die leblos im Zwielicht schweben.

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Wie der Traumdämon Freddy Krüger terrorisiert Pennywise Teenies in einer Kleinstadt. Wie die Kultfigur mit dem Klingenhandschuh neigt er zu makabren Scherzen, tritt als Zirkusclown aber weitaus akrobatischer in Aktion. Auf die Wesensverwandschaft wird explizit hingewiesen, wenn kurz ein Kino zu sehen ist, das für A Nightmare On Elm Street wirbt. Daneben gibt es eine Reihe szenischer Anspielungen auf Genre-Klassiker wie The Evil Dead, Don’t Look Now oder Ring, und Meister Stephen King steuert einen Cameo-Auftritt bei.

Die Horrorsequenzen sind meist dramaturgisch konventionell im Geisterbahn-Stil inszeniert: Immer wieder poppen plötzlich Schreckgestalten ins Blickfeld, die Kamera bewegt sich durch düstere Gänge, Grotten und Kanalisationsschächte. Mit Blick auf das junge Zielpublikum wurde der im Buch oft extrem obszöne Jargon entschärft und homophobe oder sadomasochistische Aspekte der Romanhandlung ausgeklammert. An Splatter- und Gore-Effekten mangelt es hingegen nicht, Kunstblut wird kübelweise vergossen.

Der spektakulär mit einer Spitzen-Crew in Szene gesetzte Film beschränkt sich auf die Romansegmente, in denen die sieben Protagonisten als Schüler an der Schwelle zur Pubertät vom Dämon heimgesucht werden. Dabei wird das Spukgeschehen mit einem Neben-Plot verknüpft, wo es um die familiäre Situation der Kids, ihre Auseinandersetzungen mit drei halbstarken Grobianen und erste, scheue Liebe geht. Typologisch sind sie als unterschiedliche Identifikationsfiguren konzipiert, besonders eindringlich ist Sophia Lillis’ Charakterdarstellung des einzigen Mädchens im Septett. Zwar erscheinen die Teens zunächst als Außenseiter, wachsen aber später über sich hinaus, überwinden ihre individuellen Ängste und ziehen als Team vereint in den Kampf gegen den dämonischen Clown.