Eine unbedarfte Hausfrau aus New York gerät in die Machenschaften internationaler Geheimdienste.
Eigentlich hätte Fay Grim ja schon genug Probleme am Hals: Ihr halbwüchsiger Sohn ist von der Schule geflogen, ihr Bruder Simon, ein berühmter Lyriker, sitzt im Gefängnis, weil er Fays Ex-Mann Henry zur Flucht vor dem Gesetz verholfen hat. Henry hatte vor Jahren unabsichtlich einen Nachbarn getötet, seitdem ist er spurlos verschwunden. Und dann stehen auch noch zwei CIA-Agenten vor der Tür, die Fay erzählen, Henry sei tot. Doch da gibt es noch die geheimnisumwitterten Tagebücher von Henry, die verschlüsselt hochbrisante Informationen enthalten sollen und für die nationale Sicherheit von unschätzbarem Wert sind. Fay soll nun der CIA bei der Beschaffung dieser Tagebücher behilflich sein, und bald findet sich die Hausfrau und allein erziehende Mutter in eine ganze Reihe abstruser Aktivitäten diverser Geheimdienste verstrickt.
Hal Hartley, einer der führenden Proponenten des US-amerikanischen Independent-Kinos, hat mit Fay Grim ein Sequel zu seinem in Cannes preisgekrönten Film Henry Fool (1997) in Szene gesetzt. Es ist ein aberwitziges Szenario, voll mit Verschwörungen, Doppelspielen und allen anderen Arten von Verwicklungen, in das Hartley seine Titelheldin stürzt. Stets ein wenig verwirrt und überfordert wirkend, stolpert Fay, herrlich überdreht gespielt von Parker Posey, permanent am Rand eines Nervenzusammenbruchs von einer prekären Situation in die nächste. Dabei begegnet sie jener Mischung aus schrägen Charakteren, skurrilen Begebenheiten und witzig-absurden Dialogen, die so charakteristisch für etliche von Hal Hartleys bisherigen Regiearbeiten sind und die man auch in Fay Grim reichlich vorfindet.
In die Schublade einer Kategorisierung lässt sich sein neuer Film erwartungsgemäß natürlich nicht stecken, die Inszenierung kombiniert geschickt Elemente des Genre-Kinos mit stilisierten, grotesken Überhöhungen zu einem Mix aus todernstem Drama und hohnlachender Satire. Und über weite Strecken gelingt Hartley damit auch ein bissiges, treffendes Statement zur US-amerikanischen Paranoia in Bezug auf Terrorismus und Verschwörung, die nach 9/11 von dem Land und seiner Bevölkerung Besitz ergriffen hatte. Doch mit Fortdauer des Films vermeint man immer öfter, etliche dieser schrägen Figuren und absurden Situationen schon pointierter, zugespitzter und effektiver in Szene gesetzt gesehen zu haben – nämlich im auf so unvergleichliche Weise herrlich bösartigen Universum der Gebrüder Joel und Ethan Coen.