Der Tod steht ihnen nicht gut
Joel Schumachers Flatliners aus dem Jahr 1990 mag nicht eben ein Meilenstein der Filmgeschichte sein, doch ist das mit seinerzeit „heißen“ Schauspielern wie Kiefer Sutherland, Julia Roberts oder Kevin Bacon besetzte Horrordrama um eine Gruppe von Medizinstudenten, die mittels selbst herbeigeführter Nahtoderfahrungen zu den letzten Dingen vorstoßen will, immerhin so etwas wie eine Zeitkapsel: Schumachers mit dampfenden Kanaldeckeln und barocken Beleuchtungseffekten garnierte Hochglanzbilder sind aus heutiger Sicht so etwas wie ein Resümee der Werbungs- und Videoclipästhetik der ausklingenden achtziger Jahre. Inhaltlich drückte sich der Film jedenfalls vor seiner gar nicht so unoriginellen Prämisse, denn statt Erkenntnisse über das Leben nach dem Tod zu gewinnen, wurden die Studenten mit ihren eigenen Dämonen bzw. Verfehlungen der Vergangenheit konfrontiert, banale geisterartige Halluzinationen inklusive. Das nun anlaufende, vom Dänen Niels Arden Oplev inszenierte Remake verleiht der Idee leider ebenfalls keinen Tiefgang, und da der Film visuell so steril wie die Krankenhausumgebung ist, in der er spielt, eignet er sich wohl auch nicht unbedingt als Zeitkapsel. Wieder versetzt sich eine Gruppe von Medizinstudenten für kurze Zeit in den Zustand des klinischen Todes, und wieder wird sie von Verfehlungen der Vergangenheit in Form von Halluzinationen (oder sind es echte Geister?) heimgesucht. Zum Schuld-und-Sühne-Komplex – Courtney (Ellen Page) hatte die Idee zum „Flatlining“, weil sie den von ihr verschuldeten Unfalltod ihrer Schwester nicht verarbeiten kann – gesellt sich noch zeitweilig das Thema Leistungssteigerung: Jeder, der kurz tot war, bringt medizinisch danach die doppelte Leistung. Klar doch – dass reanimierte Personen zu Genies werden, ist ja schließlich Allgemeinwissen. Bilder, die so etwas wie Astralkörperflüge und „Energieerfahrungen“ visualisieren sollen, werden im Verlauf des Films immer stärker von vorhersehbaren Horroreffekten abgelöst, die wohl kaum noch jemanden erschrecken dürften. Da zieht sich der Duschvorhang von selbst zurück und erscheint die Ex als düster dreinschauendes Gespenst. Very cheap thrills. Talentierte Schauspieler wie Page, Diego Luna oder Nina Dobrev tun ihr Bestes, doch kommen sie nicht gegen das unentschlossen zwischen Horror und Drama pendelnde Drehbuch an, das zudem nicht mit Logiklöchern geizt, den Protagonisten oft dümmste Verhaltensmuster auferlegt und am Ende tief in den Kitschtopf greift. Verschwendet wird letztlich auch Kiefer Sutherland in einer kleinen Rolle als Dekan (nein, er spielt leider nicht dieselbe Figur wie im Original, trägt aber eine schlecht sitzende weiße Perücke). Leider eine filmische Totgeburt.