ray Filmmagazin » Filmkritiken » Geliebte Köchin
Geliebte Köchin

Filmstart

Geliebte Köchin

| Pamela Jahn |
Bon appétit!

 

Eugénie (Juliette Binoche) und Dodin (Benoît Magimel) sind ein eingespieltes Team. Wenn sie gemeinsam kochen, sitzt jeder Handgriff, jede Bewegung ist koordiniert. Auch die Zutaten sind bis ins kleinste Detail stets perfekt aufeinander abgestimmt. Gemeinsam zaubern sie die herrlichsten Gerichte: gebratene Kalbslende und pochierter Steinbutt, Vol-au-vent und Pot-au-feu.

Sie ist die Köchin im Haus, er der Gourmet. Aber nicht nur in der Küche verstehen sich die beiden Feinschmecker besser als jedes Ehepaar. Wenn es Nacht wird, klopft Dodin vorsichtig an Eugénies Schlafzimmertür. Manchmal bleibt sie verschlossen. Das muss er respektieren. Meistens aber sucht auch sie seine Nähe. Nur zur Heirat überreden lässt sie sich lange nicht. Die unkomplizierte Beziehung, die sie führen, und ihre eigene Unabhängigkeit bedeuten ihr mehr.

Aber zurück zur Küche, denn die steht in Tran Anh Hùngs Film im Mittelpunkt. Der in Vietnam geborene französische Regisseur nimmt sich viel Zeit für die Zubereitung der delikaten Speisen, filmt jeden Schritt von der Gemüseernte bis zum Anrichten der Beilagen auf dem Teller. In jedem noch so flüchtigen Augenblick spürt man seine Leidenschaft für die Kunst des Kochens, die er über die Figuren aufs Publikum überträgt.

Geliebte Köchin ist über weite Strecken wie ein Kammerspiel inszeniert. Die Hässlichkeit und Härte des Lebens im ausgehenden 19 Jahrhundert lässt Hùng außen vor. Erst als Eugénie, die an einer sich schleichend erschwerenden Krankheit leidet, immer schwächer wird, werden auch die Bilder düsterer, die Szenen farbloser, die Worte schwerer. Bis dahin jedoch wirken das stattliche Landhaus, der liebevoll gepflegte Garten und die rustikale Küche, in der Eugénie und ihre eifrigen Helferinnen einer akribischen Choreografie folgen, wie ein großes, impressionistisches Tableau vivant. Auch Binoche und Magimel scheinen ihre Rollen zu genießen. Im wahren Leben waren die beiden vor 20 Jahren ein echtes Paar. Aus der Beziehung ging eine Tochter hervor. Seit ihrer Trennung sind sie nun das erste Mal wieder gemeinsam auf der Leinwand zu sehen.

Eine berührende Bildungsgeschichte erzählt der Film zudem ganz nebenbei: Mit Pauline (Bonnie Chagneau-Ravoire), einer Nichte der Haushaltsgehilfin, kommt ein junges Mädchen ins Haus, deren außergewöhnlicher Geschmackssinn Eugénie  und Dodin so sehr beeindruckt, dass sie sich entschließen, sie unter ihre Fittiche zu nehmen. Und Pauline, so zart und schmächtig sie erscheint, lernt schnell und mit großer Wissbegier. Ihre Präsenz und die flüchtige Besonderheit, die ihre Figur verkörpert, verleihen dem Film zusätzlich eine genüssliche Leichtigkeit.