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DVD/Blu-ray

Ghost Dog – Der Weg des Samurai

| Jörg Becker |
Jim Jarmuschs Version eines Neo-Noirs als Limited Steelbook

Der Held kommt aus dem Nirgendwo und zieht sich immer wieder dorthin zurück: Ghost Dog lebt über der Welt – in einer selbstgebauten Hütte neben einem Taubenschlag auf dem Dach eines verlassenen Gebäudes, gleichsam „verborgen unter den Blättern“, so wie es das „Hagakure“, das spirituelle Lehrbuch jenes Samurai aus dem 17. Jahrhundert, dem der Krieger bedingungslos folgt, vorgeschrieben hatte. Die Gefolgschaft gegenüber einem Lehnsherrn, eine Bindung aus dem Feudalismus, an welche Ehre geknüpft war – hier in multikulturell tribalen Zusammenhängen taucht sie wieder auf, verkörpert von einem schwarzen Samurai in New York.

Unter den zahllosen „Killer“-Stereotypen aus Coolness, Härte und Psychopathie fällt er heraus: nie ganz von dieser Welt, also ganz bei sich, ein intellektueller Einzelgänger, der ohne Bücher nicht leben will, die er neben der Taubenbehausung liest. Minimalistisch kontemplativ in der Haltung, den Blick von steter Wachsamkeit, legt der große, wuchtige Forest Whitaker eine schwerelos scheinende Eleganz und Wendigkeit an den Tag. Als Ghost Dog bewegt er sich in harmonischem Einklang mit seiner Umgebung, auch wenn es das feindliche Milieu der Weißen ist, das er durchstreift. Seine intuitive Wahrnehmung macht ihn unbezwingbar, tragisch allerdings, dass gerade in der Tugend unverbrüchlicher Treue sein Ende angelegt ist.

Suggestiv schleppender Beat von Wu-Tang-Clan-Chef RZA gibt den Rhythmus vor, fette HipHop-Bässe grundieren die Atmo, begleiten den asketischen Krieger im Outfit eines Rappers, immer wieder blenden die nächtlichen Schauplätze elegant ineinander über, und die nachtblauen Straßenzüge, in denen auch ein Schwerter-Tanz Whitakers aufscheint, verwandeln den Film in einen Traum, der den Alp der Gegenwart durchdringt.