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Glück gehabt

Filmkritik

Glück gehabt

| Angela Sirch |
Absurde Thrillerkomödie über die Verfolgung des Glücks

Arturs Leben verläuft ruhig und relativ ereignislos. Er ist Ende 30, verheiratet mit Rita, die gerade zur Schuldirektorin ernannt wurde. Er selbst ist ausgebildeter Lehrer, verdient sein Geld mit Nachhilfeunterricht und einem Job in einem Copyshop. Nebenbei ist er ein begabter Comiczeichner, der Erfolg ist allerdings ausgeblieben. Doch das scheint ihn nicht weiter zu stören. Er hat sich offenbar damit abgefunden, dass sein Leben unspektakulär verläuft, große berufliche Erfolge ausbleiben und seine Ehe etwas eintönig geworden ist.

Alles ändert sich, als die schöne, junge Alice den Laden betritt und Eindruck hinterlässt. Als er später mit der U-Bahn nach Hause fährt, sitzt sie im selben Waggon. Sie steigt aus, er folgt ihr und sieht, wie Alice von einem Mann angegriffen wird. Als er einschreitet, wird er selbst Opfer des gewalttätigen Angreifers. Es kommt, was kommen muss: Aus dem Abend entwickelt sich eine Affäre. Was für Artur als aufregende Abwechslung von seinem geradlinig verlaufenden Leben beginnt, wird jedoch bald zum gefährlichen Spiel, als der Angreifer, der Artur niedergeschlagen hat, tot in Alices Wohnung liegt.

Glück gehabt basiert auf dem Roman „Das Polykrates-Syndrom“ von Antonio Fian. Polykrates war ein griechischer Tyrann, der um 500 vor Christus auf der Insel Samos eine blutige Herrschaft führte und dennoch vom Glück verfolgt zu sein schien. Bis ihn eines Tages das Glück verließ und er einen Tod fand, der so grausam war, dass der Geschichtsschreiber Herodot bei der Beschreibung von Polykrates’ Ableben nicht weiter ins Detail gehen konnte. Der altgriechische Tyrann wird in Buch und Film zum Krankheitsbild der heutigen Zeit: Die forcierte Suche nach dem Glück fördert Unglück ungeahnten Ausmaßes zu Tage. Was als harmlose Alltagskomödie beginnt, entwickelt sich zum schwarzhumorigen Psychothriller. In der Hauptrolle ein leichtgläubig und kindlich naiv durchs Leben tapsender Protagonist (Philipp Hochmair), der sich nicht nur immer weiter metaphorisch sein Grab schaufelt, sondern auch wahrhaftig dem Tod begegnet.

Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto beklemmender werden die Situationen, in die Artur gerät. Sie machen die Hilflosigkeit spürbar, die sich breit macht, wenn jemand in das eigene Privatleben eindringt und Spielchen spielt,
denen man zu allem Überdruss auf der Suche nach Abenteuer selbst Tür und Tor geöffnet hat. Auch wenn die Dialoge an manchen Stellen etwas geschliffener sein könnten: Unerwartete Wendungen, düsterer Humor und eine an vielen Stellen absurde Mischung aus brutalen und amüsanten Passagen macht den Film zu einer Tour de Force auf Wienerisch