Duell zweier Monster-Ikonen
Die Produktion des ersten japanischen Godzilla-Films im Jahre 1954 wäre wohl ohne den großen Erfolg der Wiederaufführung des amerikanischen Monsterfilmklassikers King Kong (1933) nicht möglich gewesen. Der Spezial-Effekt-Regisseur Eiji Tsuburaya war ein großer King-Kong-Fan und wollte ein eigenes Monster erschaffen. In Kingu Kongu tai Gojira (Die Rückkehr des King Kong, 1962), dem ersten Zusammentreffen der atomaren Riesenechse aus Japan und dem Riesengorilla aus Amerika, ging das Kräftemessen der einst verfeindeten Nationen aus kulturpolitischem Kalkül noch unentschieden aus. Doch im aktuellen Rematch aus Hollywood verspricht das Ankündigungsplakat: „Einer wird fallen!“
Völlig unvermittelt steigt die regulative Naturgewalt Godzilla aus dem Meer und zerstört die Anlagen von Apex Cybernetics in Florida. Der zwielichtige Apex-CEO finanziert eine Expedition ins Innere der Erde. Hier vermutet er die Heimat der Monster und den Ursprung einer ergiebigen Energiequelle, mit der er sein Geheimprojekt „Mechagodzilla“ antreiben will. Kong-Flüsterin Ilene Andrews willigt ein, den Riesenaffen als Expeditionsführer zum Einstiegsloch der Hohlerde zu schaffen. Tatsächlich findet man Hinweise auf einen uralten Krieg zwischen den Urahnen von Kong und Godzilla. Das Apex-Team zapft die unterirdische Energiequelle an und aktiviert damit den gigantischen Mechagodzilla in Hongkong. Inmitten der Häuserschluchten kommt es zum spektakulären Kampf zwischen Godzilla und Kong. Doch dann taucht Mechagodzilla auf, gegen den sich die beiden Titanen in einer finalen Schlacht verbünden.
Der naive Plot von Godzilla vs. Kong wirkt mit seinen inhaltlichen Versatzstücken aus Jules Vernes alter Erzählung „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ ebenso aus der Zeit gefallen wie die Urweltgiganten. Der Film ist überaus flott erzählt und
Regisseur Wingard scheint Figurenentwicklung für Zeitverschwendung zu halten. Die menschlichen Protagonisten sind holzschnittartige Genre-Stereotypen, die lediglich als Ringrichter für die Monsterikonen agieren. Dabei hegt Adam Wingard
eindeutig mehr Sympathien für den sanftmütigen Underdog Kong. Godzilla porträtiert er als übermächtige Zerstörungsmaschine, die in ihrer Aggressivität nur von ihrem seelenlosen Doppelgänger Mechagodzilla übertroffen wird. Der für Hollywood typische Realitätsanspruch bei der Visualisierung der Spezialeffekte ist das genaue Gegenteil der bewusst künstlich und poetisch angelegten Phantasiewelt des Klassikers Kingu Kongu tai Gojira. Aber genau in dieser zeitgemäßen Neuinterpretation liegt der Lustgewinn des bildgewaltigen Spektakels.