Durch die Nacht mit Robert Pattinson
Connie Nikas, ein junger Mann, der sich irgendwie durchs Leben in der Metropole New York schlägt, braucht Geld Genauer gesagt, 65.000 Dollar, was irgendwie damit zu tun hat, dass seine Familie Gefahr läuft, die heimatliche Farm in Virginia zu verlieren. Also beschließt Connie kurzerhand, eine Bank auszurauben. Dass er als Komplizen ausgerechnet seinen mental ziemlich derangierten Bruder Nick einspannt, ist allerdings nicht wirklich eine gute Idee. Der einfache Plan scheitert natürlich auf der ganzen Linie, Connie kann zwar gerade noch entkommen, doch Nick wird verhaftet und findet sich im berüchtigten Gefängnis Rikers Island wieder. Weil Nick wie erwähnt psychisch schwer angeschlagen ist, versucht Connie alles, um seinem Bruder die Haft zu ersparen. Zunächst einmal möchte er Nick auf Kaution freibekommen, also überredet Connie seine Freundin (Jennifer Jason Leigh), ihm das Geld zu leihen. Doch als ihre Kreditkarte im Büro des Kautionsstellers nicht angenommen wird, dämmert es Connie, dass er zu ebenso drastischen wie verzweifelten Maßnahmen wird greifen müssen um seinem Bruder zu helfen. Doch dabei steht ihm eine turbulente Nacht bevor, die ihm noch mehr Probleme einbringen soll.
Robert Pattinson muss in der Rolle des ein wenig chaotisch agierenden Kleinkriminellen Connie eine Tour de Force absolvieren. Fast immer steht er im Mittelpunkt des Geschehens, sein Trip durch das nächtliche New York gleicht dabei zusehends einer Hetzjagd, die dem Protagonisten – und dem Zuschauer – kaum eine Atempause lässt. Ein Zustand, dem Good Time auch formal Rechnung trägt, eine geradezu nervös geführte Handkamera, die bevorzugt Großaufnahmen liefert, korrespondiert auf visueller Ebene mit der vorherrschenden Hektik. Das Problem dabei ist jedoch, dass Good Times in keiner Phase narrative Glaubwürdigkeit oder gar Authentizität zu generieren versteht. Die Stationen von Connies Tour erscheinen wie ein fragwürdiges dramaturgisches Konstrukt, das an kaum einem Ende passen will. Das mag daran liegen, dass die Regisseure Joshua und Ben Safdie mit ihren bisherigen Arbeiten als prononcierte Arthouse- und Festivallieblinge gelten (wobei dies zumindest für ihren Dokumentarfilm Lenny Cooke, der eine missglückte Profibasketballkarriere beleuchtet, seine Berechtigung hatte), diese Schiene unbedingt weiterbedienen wollten. Good Time reklamiert jedoch, was Plot, Figuren und formale Auflösung angeht, einfach zu aufdringlich auf jeder Ebene seinen Status als derartiger Favorit, eine Angestrengtheit, die dem Film schlussendlich einen etwas merkwürdigen Gestus verleiht. Und die großartige Jennifer Jason Leigh mit einem klischeehaften Kurzauftritt abzuspeisen, geht schon überhaupt nicht.