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Halloween Haunt / Haunt

Filmkritik

Halloween Haunt

| Jakob Dibold |
Da oben leuchten die Sterne, und unten, da meucheln wir.

Auch ohne überdurchschnittliche Genre-Expertise ist es kaum eine große Überraschung: Als junge, motivierte Partytruppe an Halloween spontan zu einem schaurige Gruselattraktionen versprechenden „Haunted House“ zu fahren, das kann ja nur böse enden. Groß überraschen wollen Scott Beck und Bryan Woods aber diesmal gar nicht, und so legen sie nach dem von ihnen mitgeschriebenen, im Verhältnis geradezu unkonventiellen Erfolg A Quiet Place (2018) nun in Eigenregie einen Horrorthriller vor, der sich gekonnt an klassischen Tropen bedient: Besagte Gruppe junger Menschen gibt abenteuerlustig ihre Smartphones ab und unterzeichnet Einverständniserklärungen, den Anweisungen des Personals Folge zu leisten – natürlich ausschließlich zum Zweck ihrer eigenen Sicherheit.

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Die Offensichtlichkeit dessen, dass aus der vermeintlichen Show recht bald blutiger Ernst wird, stört keineswegs. Nach allen Regeln der Kunst werden die Figuren rund um Harper, die sich doch eigentlich etwas weniger drastisch von ihrem
gewalttätigen Freund ablenken wollte, in die Enge getrieben und dezimiert. Das Grauen entblößt sich dabei nicht einmal allzu häufig über lästige Jumpscares, sondern gleichsam über das Handydisplay, den ultimativen Creepfaktor von unheimlichst stummen Maskierten und über versierte Psychospielchen.

Während man sich zwar einiges von dem allzu typisch inszenierten Flashback-Kindheitstrauma der Protagonistin sparen hätte können, platzieren Woods und Beck doch genug falsche Fährten und gelungene Punchlines, um ihr Erntedankgemetzel nicht zu einem exklusiven Gourmetmenü für Slasher-Liebhaber verkommen zu lassen. Sodass es, wenngleich es darin – Eli Roth produzierte schließlich mit – kräftig was auf Rübe, Birne und Nuss gibt, in all seiner scheinbaren Schlichtheit trotz allem auch ein nicht unintelligentes Kammerspiel darstellt. Dass sich dabei das schöne Geschrei von Hauptdarstellerin Katie Stevens neben tiefen Bässen, zarter Spieluhr-Melodie und Shotgun-Wumms kaum als jenes einer immerhin Achtplatzierten bei „American Idol“ beweisen kann, tut dem wenig Abbruch. Wie es bei Stevens nicht unbedingt unwahrscheinlich ist, dass sie weder im absoluten Popmusik- oder Schauspiel-Olymp Fuß fassen wird, wird zwar auch Haunt im Kanon der Filmgeschichte eher eine entlegene, nicht klischee-leere, aber -bewusste Hütte beziehen, liefert aber dennoch sogar eher mehr als weniger als versprochen. Und sei somit ohne große Lobeshymnen als Folgendes empfohlen: ein Halloween-Horror-Spaß für keinesfalls die ganze Familie.