Michael Myers treibt erneut sein Unwesen.
Am Ende von John Carpenters Halloween streckt der von Donald Pleasence gespielte Psychiater Sam Loomis seinen vormaligen Patienten Michael Myers mit mehreren Schüssen nieder. Laurie Strode (Jamie Lee Curtis), die Michael gerade noch entkommen konnte, bringt gerade noch die Frage „Was it the Boogeyman?“ heraus. Loomis’ knappe Antwortet: „As a matter of fact, it was.“ Womit Carpenters Klassiker aus dem Jahr 1978 die Entwicklung des unheimlichen Killers mit der weißen Maske vorweggenommen hat. Denn nach sieben Fortsetzungen und einer Neuverfilmung samt Fortschreibung ist Michael Myers im populärkulturellen Universum mittlerweile eine geradezu mythische – und offensichtlich auch unzerstörbare – Schreckensgestalt, die den Vergleich mit der traditionellen Figur des Boogeyman plausibel erscheinen lässt.
Genau auf diesen Status von MM als Verkörperung des puren Bösen, dessen Erscheinen allein genügt, um Gruseln hervorzurufen, setzte David Gordon Green, als er 2018 mit Halloween die Geschichte einem Neustart unterzog, der an Carpenters Original anknüpfte. Mit Halloween Kills lässt Green MM nun ein weiteres Mal auf die Bewohner von Haddonfield, Illinois los. Mehr noch als bei der ersten Auflage versucht Green nun auch in Halloween Kills, Carpenters Meisterwerk seine Reverenz zu erweisen. Natürlich darf sich Jamie Lee Curtis als Laurie Strode wieder ihrer mittlerweile lebenslangen Nemesis MM entgegenstellen, Charles Cyphers (1978 verkörperte er den Sheriff) absolviert einen Gastauftritt, mittels CGI kommt sogar Dr. Loomis (Donald Pleasance verstarb bereits 1995) zu einem bizarr anmutenden Einsatz. Zudem – spätestens hier beginnt es abstrus zu werden – versammeln sich die schreckgeplagten Bewohner von Haddonfield um einige weitere Protagonisten aus der Halloween-Nacht von 1978, um dem Terror endgültig ein Ende zu bereiten. Feinsinnigkeiten haben in Halloween Kills ohnehin keinen Platz, MM darf einfach entlang sehr dünner Handlungsfäden sein mörderisches Unwesen treiben.
Generierte John Carpenter allein durch das Aufblitzen eines Messers Angst, geht es nun mit einer Vehemenz zu Sache, die vor allem die Hardcore-Splatter-Fraktion freuen wird. Selbst jener Moment, in dem Green – zu Beginn seiner Karriere ein präziser Beobachter des „Real America“ – anhand des unkontrollierten Wutausbruchs der Posse bei der Jagd auf MM geradezu prophetisch – die Dreharbeiten fanden 2019 statt – die unheilvolle Stimmung beim Sturm auf das Kapitol im Jänner 2021 vorweggenommen hat, wird von einem Blutschwall förmlich hinweggespült.