Das Möbelmuseum Wien präsentiert die Sonderausstellung „Hedy Lamarr. Hausfrau. Künstlerin. Wildfang. Hedy Lamarr 110.“
Ein weiterer glanzvoller Höhepunkt der thematischen Jahresschwerpunkte „Frauen im Design“ und Empowerment. Hedy Lamarr war eine Ausnahmepersönlichkeit: facettenreich, klug, kreativ, die schönste Frau der Welt. Eine Hollywood-Ikone, ausgestattet mit einem außergewöhnlichen Erfindergeist. Glamour und Party waren nicht ihr Ding. Sie blieb lieber zu Hause. Die in Wien geborene außergewöhnliche Persönlichkeit begeistert nicht nur als Filmstar, sondern auch als innovative Erfinderin und beeindruckende Visionärin, die weit über ihre Zeit hinauswirkt.
Mit der Eröffnung der Sonderausstellung „Here We Are! Frauen im Design 1900 – heute. Eine Ausstellung des Vitra Design Museum“ legte das Möbelmuseum Wien zu Beginn des Jahres den Grundstein für den Jahresschwerpunkt 2024 „Frauen im Design“. Die Ausstellung präsentierte internationale Gestalterinnen der letzten 120 Jahre. In der Sonderausstellung „Hausfrau. Künstlerin. Wildfang. Hedy Lamarr 110.“ wird der Weg der Ausnahmepersönlichkeit Hedy Lamarr aus dem behüteten jüdischen Wiener Elternhaus nach Hollywood beleuchtet. Als junge Frau sorgte sie mit ihrem nackten Auftritt im Film Ekstase (1933, Regie: Gustav Machatý) für einen internationalen Skandal. Auch ihre Ehe mit dem berüchtigten Waffenhändler Fritz Mandl sorgte für Schlagzeilen. Darauf folgte die filmreife Flucht aus dem goldenen Käfig von Wien nach Paris, von dort nach London und via New York nach Hollywood. Ihre Transformation zur amerikanischen Hollywood-Ikone machte ihr zu schaffen, da sie sich nicht ausreichend gefordert fühlte. Sie ist in vielen Filmen zu sehen, darunter das Gangsterdrama Algiers (1938, Regie: John Cromwell), die John-Steinbeck-Verfilmung Tortilla Flat (1942, Regie: Victor Fleming) oder das Monumentalepos Samson and Delilah (1949, Regie: Cecil B. DeMille). Auch in I Take This Woman (1940), der zum Fiasko geriet – das Drama verbrauchte drei Regisseure – wirkte sie mit. Lamarr überzeugte mit Aura und Laszivität, psychologisch anspruchsvollere Rollen blieben allerdings großteils aus. Schließlich häuften sich die Flops, 1958 stand sie zum letzten Mal vor der Kamera. Ihr Privatleben war von vielen Affären, sechs gescheiterten Ehen und zwei Anklagen wegen Ladendiebstahls geprägt. In die Schlagzeilen brachte Lamarr es auch wegen der immer häufigeren Schönheits-Operationen („Meine Schönheit ist mein Fluch“), mit denen sie den Alterungsprozess stoppen wollte, der sie aber immer mehr zur Karikatur ihrer einstmals so strahlenden Leinwandpersona machten. Dazu kam Medikamentenmissbrauch.
Ihr Erfindergeist wurde auch nicht immer anerkannt. Die Erfindung des Funkfrequenzsprungverfahrens mitten im Zweiten Weltkrieg wurde zwar notiert, aber nicht wertgeschätzt. Viel zu spät folgten Ansehen und Ehre, zu einem Zeitpunkt, als sich Hedy Lamarr bereits völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte. Die Sonderausstellung zeichnet das facettenreiche Leben der Schauspielerin nach, die im Herzen immer eine Wienerin blieb. Sich selbst bezeichnete sie in einem Interview als „Hausfrau, Künstlerin, Wildfang.“ In dieser Reihenfolge. „Hausfrau. Künstlerin. Wildfang. Hedy Lamarr 110.“ ist so vielfältig wie das Leben dieser außergewöhnlichen Frau. Sie zeichnet die Stationen ihres Lebens und verfolgt auch ihre vielen Wohnorte. Hedy Lamarr war ihrer Zeit voraus. Ihr Leben wäre heute anders verlaufen. Damit knüpft die bis 1. März 2025 zu sehende Ausstellung an aktuelle Debatten über Female Empowerment und das sich „immer wieder neu erfinden“ an.