Erbauungskino mit Wohlfühlgarantie, wer’s mag.
Selbstverständlich ist es aus Prinzip schon einmal gut, dass diese wahre Geschichte aus der nicht gar so fernen Vergangenheit endlich erzählt wird. Und ebenso aus Prinzip ist es zu begrüßen, dass dies in Form eines teuren Hollywood-Films geschieht und nicht in Gestalt einer bescheiden budgetierten Fernseh-Dokumentation. Außerdem freut es einen natürlich, vor und hinter der Kamera beträchtliches Können und große Namen versammelt zu sehen; das zeigt, dass man die Sache ernst nimmt.
Aber – denn selbstverständlich gibt es hier ein aber – ganz so gönnerhaft und selbstbeweihräuchernd hätte Hidden Figures auch wieder nicht auszufallen brauchen. Etwas weniger Hollywood’sche Harmonieseligkeit und Sentimentalität, dafür etwas mehr nüchterner Realismus und Selbstkritik hätten dem Film gut getan. Die Story hätte das ausgehalten, sie ist aufregend genug auch ohne konventionelle Verzierungen aus Mainstream-Zuckerguss. Schließlich erzählt Theodore Melfi in Hidden Figures (nach dem gleichnamigen Sachbuch von Margot Lee Shetterly) von drei afroamerikanischen Mathematikerinnen, die in den fünfziger und frühen sechziger Jahren, noch vor der Unterzeichnung des Civil Rights Act 1964, an den beiden NASA-Programmen „Mercury“ und „Apollo“ mitarbeiteten: Dorothy Vaughan, Mary Jackson und Katherine Johnson.
Während Dorothy Vaughan Programmiersprache lernte, um sich mit dem brandneuen IBM-Rechner ins Einvernehmen zu setzen, und schließlich die Computer-Abteilung übernahm, stieg Mary Jackson, von ihrem Chefingenieur (freilich einem Exilanten) ermutigt, in dessen Fußstapfen und erstritt sich vor Gericht einen Ingenieursstudienplatz; Katherine Johnson wiederum war maßgeblich an den Berechnungen der Flugbahn von Friendship 7 beteiligt, jener Rakete, mit der John Glenn als erster US-amerikanischer Astronaut 1962 die Erde umrundete.
Dass es diese drei zu jener Zeit an jenem Ort nicht leicht gehabt haben können, kann man sich ohne viel Fantasie vorstellen. Und Melfi versucht auch gar nicht erst, den Rassismus, der den Alltag der schwarzen Frauen bestimmt, abzumildern. Es liegt also nicht an verdrehten Tatsachen oder verschobener Wahrnehmung, dass Hidden Figures so aufdringlich rüberkommt wie eine Sonntagspredigt. Es sind vielmehr die obligatorischen Auftritte weißer Gutmenschen, die ostentativ Lernfähigkeit beweisen, die nerven. Sie stellen den penetranten Versuch einer Entschuldung via Anbiederung dar und sie stehlen den eigentlichen Heldinnen das Licht.