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Filmkritik

High Performance – Mandarinen lügen nicht

| Günter Pscheider |
Komödie mit Tiefgang über ein ungleiches Brüderpaar

Die Welt der Brüder Daniel und Rudi könnte kaum verschiedener sein: Daniel (Marcel Mohab) arbeitet in einem Gemüsegroßhandel, um sich als Schauspieler in der Off-Theaterszene kreativ verwirklichen zu können, während Rudi (Manuel Rubey) gerade den High Performance Award für seine Leistung als Manager einer internationalen Computerfirma gewonnen hat. Als sie sich bei der Preisverleihung das erste Mal seit längerem wieder treffen, prallen die unterschiedlichen Lebensentwürfe – Freiheit gegen Angepasstheit, sich treiben lassen gegen Karriere – voll aufeinander. Dass Daniel von vornherein einmal das Gute im Menschen sieht, benützt der manipulative Rudi dazu, seinen naiven Bruder als Spion auf eine wichtige Programmiererin anzusetzen. Doch Nora  und Daniel verlieben sich  ineinander und Daniel ist hin und her gerissen zwischen der Loyalität zu seinem Bruder, dem er trotz aller Differenzen auch nahe steht, und der Angst, dass Nora davon erfährt, dass er wichtige Daten gestohlen hat.
Schon mit ihrem Kurzfilm Her mit dem schönen Leben hat Johanna Moder ihre Beobachtungsgabe bewiesen. Das ist auch eine der Stärken ihres Langfilmdebüts: Selten zuvor wurden  im österreichischen Kino der Tonfall der Protagonisten, die Nuancen der unterschiedlichen Milieus so gut getroffen. Das liegt einerseits am hervorragenden Casting selbst, aber auch an der unprätenziösen Schauspielerführung und den ultrarealistischen Dialogen. Was schnell zu einem peinlichen Klischee erstarren könnte – die Egomanen der Theaterszene, die Marketingposeure der Businesswelt oder die kiffenden spirituellen Sinnsucher, die Daniel mit ihrer Trommelei regelmäßig aus dem Schlaf reißen –, wird unter dem mild spöttischen, aber mitfühlenden Blick der Regisseurin mit Leben erfüllt. Man schaut diesen Menschen wirklich gern dabei zu, wie sie einen Sinn im Leben suchen, sie sind wie alte Freunde, die man manchmal tröstend in den Arm nehmen will. Leider wirkt die Datenklaugeschichte  konstruiert. Ein zweites Manko ist, dass die Autorin trotz einer sehr gelungenen Konfliktsequenz nach dem ersten Sex der Kraft der Liebesgeschichte nicht vertraut. Man würde gerne noch mehr mit den Charakteren mitleiden, aber wie so oft in heimischen Produktionen sind große Gefühle verboten und vor allem Daniel leidet zu wenig an sich selbst und der Welt, um den Zuschauer emotional zu erschüttern. Aber vielleicht war das auch gar nicht die Absicht von Johanna Moder – mit ihrem Abschlussfilm an der Filmakademie hat sie auf jeden Fall eine große Talentprobe abgelegt.