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Filmkritik

Home - Ein smektakulärer Trip / Home

| Jörg Schiffauer |
Alien-Invasion der anderen Art

Wenn Außerirdische sich anschicken, die Erde zu besuchen, hat sich das im Verlauf der Filmgeschichte meist als eher unangenehme Angelegenheit erwiesen. Besucher aus dem Weltall sind in der Mehrzahl recht unfreundliche Eindringlinge, die bei dem Versuch, die Weltherrschaft an sich zu reißen, auch vor drastischen Methoden nicht zurückschrecken. Ganz so brachial gehen die Boovs bei ihrer Suche nach einer neuen Heimat nicht vor, als sie in Home die Erde heimsuchen. Denn diese Außerirdischen sind trotz ihres ein wenig bizarren Erscheinungsbildes recht lustige und freundliche Zeitgenossen. Doch weil sie von einer anderen Spezies bedroht und gejagt werden, befinden sich die Boovs permanent auf der Flucht, immer bemüht, einen Planeten zu finden, auf dem sie unentdeckt bleiben. So verläuft ihre Invasion der Erde eher sanft, auch wenn sie dank ihrer hochentwickelten Technologie die Menschen einfach nach Australien verfrachten.

Übersehen haben sie die Aliens allerdings ein junges Mädchen namens Tip, das sich unfreiwillig mit dem Boov Oh zusammengespannt findet. Der ist wie seine Artgenossen ein herzliches Wesen, wenngleich ein ausgesprochener Schussel. Und da er versehentlich besagte feindliche Aliens über den neuen Aufenthaltsort der Boovs in Kenntnis gesetzt hat, droht die Lage prekär zu werden. Also sehen sich Tip und Oh gezwungen, zu kooperieren, um ihre persönlichen Ziele – der Außerirdische möchte sein Volk retten, das Mädchen seine Mutter wieder finden – zu erreichen.

DreamWorks hat alle Möglichkeiten moderner Animationstechnik in die Waagschale geworfen, um die Buchvorlage „The True Meaning of Smekday“ aufzubereiten. Was den visuellen Einfallsreichtum angeht, vermag Home durchaus die hohen Standards, die im Genre mittlerweile vorherrschen, zu erfüllen, hinzu kommen jede Menge witziger Ideen, die streckenweise sogar höchst vergnügliche Momente generieren. Die Figurenkonstellation – zwei unterschiedliche Charaktere, die sich trotz aller Widrigkeiten zusammenraufen müssen, um eine Krise zu meistern – ist zwar nicht gerade originell, doch auf jeden Fall ein oftmals erprobtes Erfolgsrezept. Doch der Plot verläuft ein wenig zu schematisch und vorhersehbar, worüber nicht einmal das hohe Erzähltempo hinwegtäuschen kann. Obwohl auch ein wenig stereotyp gestaltet, erweist sich der tollpatschige Oh als spaßiger Charakter, der vor allem mit der Schwierigkeit, menschliche Emotion zu verstehen, für die unterhaltsamsten Momente sorgt. Allein deshalb sollte man Home in der Originalfassung sehen, wird Oh doch von Jim Parsons gesprochen, der als Dr. Sheldon Cooper in der genialen Sitcom The Big Bang Theory ja jede Menge Erfahrung mit der Fehlinterpretation emotionaler Anwandlungen mitbringt.