This is the way the world ends ... not with a bang but a whimper.
Wie ein Held wirkt er nicht, dieser Armin. Ein Mann, gerade eben noch in jüngeren Jahren, doch an den Rändern bereits etwas schwabbelig und mit einem deutlichen Hang zur Plautze. So eilt er durch Berlin, wie man eben durch Berlin eilt, weil alles dort immer irgendwie wichtig ist – aber in Wahrheit ist es langweilig. Vor allem, wenn man keine Familie hat und die One-Night-Stands auch nicht mehr so richtig funktionieren; und überhaupt fragt man sich, wie es zuging, dass die tausend Möglichkeiten, die einem vormals offenstanden, mit einem Male allesamt verpasst sind und man als Loser da-
steht. Ein Anruf, der tatsächlich von Wichtigem kündet, nämlich vom bevorstehenden Tod seiner Großmutter, holt Armin zurück in die Heimat, in eine Kleinstadt im Kreis Lippe in Nordrhein-Westfalen – wo er über Nacht zum letzten Mann auf Gottes Erdboden wird. Nur die Tiere sind noch da, eines Morgens, und von den Menschen keine Spur mehr, außer ihren leeren Autos in den Straßengräben. Es muss schnell gegangen sein.
Ulrich Köhler hat in In My Room, den er neuerlich nach eigenem Drehbuch inszenierte, ein postapokalyptisches Endzeitszenario in der deutschen Durchschnittsprovinz angesiedelt. Und warum auch nicht? Wenn es so weit ist, geht die Welt schließlich überall unter und nicht immer sind die Zombies daran schuld. Ohne Bedrohung durch mörderische Mutanten oder sonstige barbarische Horden bleibt es in In My Room also relativ unaufgeregt und lassen sich andere Fragen stellen. Beispielsweise die, was passiert, wenn der letzte Mann auf die letzte Frau trifft, und die sich dann gleichfalls als typische Vertreterin moderner, spätkapitalistischer Subjektentwürfe herausstellt: bloß nicht festlegen, möglichst viel erleben, Zeit nutzen – jene Mischung aus Hedon- und Egoismus also, der Armin mittlerweile zugunsten eines eher nachhaltigeren Lebensentwurfs den Rücken gekehrt hat. Also: der Ökobauer und das Partygirl? So einfach ist das dann doch wieder nicht.
Denn nicht zuletzt der Fortbestand der Menschheit steht hier mit zur Debatte. Hatten Adam und Eva seinerzeit noch einen klaren Auftrag, gilt dieser für Armin und Kirsi nicht automatisch auch. Zumal die beiden als Endpunkt jener Entwicklung gesehen werden können, die mit „Macht euch die Erde untertan!“ ihren Anfang nahm.
In My Room entwirft einen sanften Abschied von der sich immerzu selbst bestätigenden Wichtigkeit des Humanen. Und das ist gar nicht einmal so traurig.