Filmkritik

Inferno

| Michael Pekler |

Die dritte Dan-Brown-Verfilmung: atemlos durch die Nacht

Schreckliche Bilder verfolgen diesen Mann. Furchtbare Figuren taumeln in ihnen durch die Straßen. Man könnte meinen, es handelt sich um Dantes Inferno. Außerdem fragt sich der Symbologe Robert Langdon, den diese Albträume plagen, wieso er in einem Krankenzimmer in Florenz gelandet ist. Immerhin erkennt er als kulturell gebildeter Mensch die Stadt bei einem Blick aus dem Fenster. Aber da kommt plötzlich eine falsche italienische Polizistin und schießt auf ihn. Bloß schnell weg! Zum Glück nimmt ihn seine junge Ärztin mit zu sich nach Hause – aber nur bis ins Wohnzimmer – und hilft seinem Gedächtnis auf die Sprünge. Oder jedenfalls dem noch funktionierenden Teil, denn die Amnesie hat nur wenige Erinnerungsfetzen verschont. Da hilft es, dass Langdon eine Emailadresse hat und erfährt, dass er in Florenz einen Auftrag zu erfüllen hatte – die Welt retten.

In den folgenden hundert Minuten muss Tom Hanks in Ron Howards mittlerweile dritter Dan-Brown-Verfilmung zwar ein wenig mehr laufen als in The Da Vinci Code – Sakrileg und Illuminati, am dramaturgischen Grundgerüst hat sich aber schon aufgrund derselben Bauherrn wenig geändert. Diesmal also Schnitzeljagd durch Florenz, das heißt durch den Palazzo Pitti, die Boboli-Gärten (Achtung Drohne!), das Battistero di San Giovanni und diverse andere Sehenswürdigkeiten, die Langdon und seiner Begleiterin Hinweise darauf liefern, dass ein milliardenschwerer Bösewicht die Welt vor der milliardenfachen Überbevölkerung befreien will. Zu diesem Zweck hat er einen Bazillus entwickelt, den er aber – weil nicht nur böse, sondern auch gemein – in einer weiteren, sehr sehr bedeutenden Sehenswürdigkeit versteckt hält.

Dan Browns Bücher zählen zur den langweiligsten Kriminalromanen, die sich mit jeder Neuerscheinung in den Läden der Buchhandelsketten auftürmen. Dass liegt daran, dass sie uns vorgaukeln, wir wären – so wir uns brav durchgekämpft haben – am Ende irgendwie ein wenig schlauer als vorher. Weil wir es mit der ganzen Weltkultur und ihrem Erbe aufnehmen können, und das bisschen Bildungsbürgertum, das wir noch besitzen, dafür allemal ausreicht. Das Erfreuliche an den Verfilmungen von Browns Bestsellern ist der Umstand, dass sie nach zwei Stunden zu Ende sind. Beziehungsweise dann, wenn Langdon sich wieder an alles erinnern kann, alle Artefakte wieder in der richtigen Vitrine stehen und wir diesem Inferno entkommen sind.