Der große britische Regisseur John Boorman, Schöpfer von Klassikern wie "Point Blank" und "Deliverance", im Gespräch.
Um John Boorman ist es ruhig geworden. Der britische Regisseur, einst gefeiert für für Kultfilme wie Point Blank, Deliverance und, ja, auch Excalibur, hatte seinen letzten größeren Erfolg mit der John le Carré-Verfilmung The Tailor of Panama mit Pierce Brosnan, Geoffrey Rush und Jamie Lee Curtis, die 2001 in den Kinos lief. Das Apartheid-Drama Country of My Skull verschwand trotz Starbesetzung mit Juliette Binoche und Samuel L. Jackson in der Versenkung, ebenso die Thrillerkomödie The Tiger’s Tail mit Brandan Gleeson und Kim Cattrall – beide nicht ganz zurecht und nicht ganz zu unrecht. Und 27 Jahre dauerte es, bis Boorman mit Queen and Country (2014) die Fortsetzung seiner Film gewordenen Jugenderinnerungen Hope and Glory (1987, fünf Oscarnominierungen) fertigstellen konnte. Im Interview erzählt der inzwischen 82-jährige Filmemacher davon, was Kindererziehung und Schauspielerführung gemein haben, warum seine Version von „Herr der Ringe“ sicher schrecklich geworden wäre, wie er Prince Charles einmal so richtig die Meinung sagte und wieso Jack Nicholson und Marlon Brando dann doch nicht in Deliverance mitspielten (Überraschung: Es ging um Geld).
In Queen and Country erzählt Boorman vom kollektiven Wahnsinn beim Militär, den man nur mit genügend Humor und Unernsthaftigkeit durchhalten konnte.
War es wirklich so witzig bei der Army, wie Sie es in Ihrem Film darstellen?
Dieser humorvolle Aspekt ergab sich durch die völlig absurden Seiten des Armee-Alltags. Wir ertrugen das auch nur deshalb, weil wir darüber lachen konnten. Die Gesetze des Armeedienstes erzeugen ja im Grunde eine völlig künstliche Lebenssituation. Als 18-jährigen Burschen war uns das vermutlich besonders bewusst, daraus erwuchs dieser sehr spezielle Humor.
Hat diese Zeit in Ihrem Leben Spuren hinterlassen?
Durchaus – wenn man sich wie ich mit 18 Jahren in das falsche Mädchen verliebt (lacht). Die fünfziger Jahre waren eine Phase des Umbruchs. Die vielen Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg gedient hatten, klammerten sich an ihre Werte, hielten an der Idee des Britischen Weltreichs fest, das, wie wir Jüngeren deutlich erkennen konnten, längst dabei war, zu zerbrechen. England war inzwischen ein ganz anderes Land geworden. Das war eine Kluft, die die Generationen trennte. Die Labour-Regierung erließ nach dem Krieg das Schulgesetz, das die Hauptschule begründete, wo auch Kinder, die nicht ins Gymnasium gingen, endlich Musik- und Kunstunterricht erhielten. Das Resultat davon zeigte sich dann in den sechziger Jahren. Diese Kinder wurden erwachsen und wurden später die Rolling Stones und die Beatles. Auch das „art movement“ entstand damals. Das war ein gewaltiger Umbruch, wir haben das deutlich gespürt.
Leute wie Michael Caine meinen, der Wehrdienst sollte wieder eingeführt werden …
Ja, das sind die Leute, die glauben, man lerne dort Disziplin und werde zum „Mann“ gemacht. Der Grund, warum der Wehrdienst eingeführt wurde, waren die britischen Garnisonen auf der ganzen Welt – in Ägypten, Kenia, Malta, Deutschland, und so weiter – die bemannt werden mussten. Diese Kids wurden eingezogen, bekamen sechs Wochen Training und wurden losgeschickt. Auch der Koreakrieg war gerade in vollem Gange. Es gab einen Zweck, eine Aufgabe. Heute ist Krieg ein viel spezialisierteres Unterfangen, die Arme hochtechnologisch, man entwickelt sogar Roboter – irgendwann wird man gar keine Soldaten mehr brauchen. Wenn es den Wehrdienst gäbe, wäre das vielleicht gut, aber weniger, um Soldaten aus ihnen zu machen, sondern das würde eher etwas bringen, wenn man wie das Peace Corps in Amerika die Jugend in Entwicklungsländer schickt.
Wie fühlt sich das eigene Leben vor 60 Jahren aus der Retrospektive an?
Die Beziehung zwischen Erinnerung und Einbildung ist sehr rätselhaft. Ich war allerdings in der Lage – sowohl beim Schreiben als auch beim Drehen – sehr unvoreingenommen an die Sache heranzugehen. Callum Turner spielte gewissermaßen mich, er fragte mich ständig, wie ich mich damals gefühlt habe. Ich sagte: „Du spielst nicht mich, du spielst Bill Rohan, eine Version von mir vor 60 Jahren, wir machen also etwas Neues.“ Nur David Thewlis berührte mich wirklich emotional. Er spielte Bradley, diesen brutalen Armee-Typen, der nur nach den Buchstaben des Armeegesetzes leben kann. Er wurde diesem Kerl so unglaublich ähnlich, dass es mir jedes Mal kalt den Rücken runterlief, wenn er auf das Set kam. Dabei ist David Thewlis ein ruhiger, netter Mensch – das zeigt auch seine unfassbare Wandlungsfähigkeit als Schauspieler, dass er sich in so ein Monster verwandeln kann.
Warum dauerte es 27 Jahre, bis Sie nach Hope & Glory wieder zu dieser Geschichte zurückkehrten? Wollten Sie das schon früher machen?
Nein. Ich war zu nahe daran. Dieser Phase in den Fünfzigern, die Zeit bei der Armee, war unendlich trostlos. Erst in den letzten Jahren habe ich rückblickend erkannt, wie wichtig diese Zeit trotzdem für mich war.
In den letzten 50 Jahren hat sich in Sachen Technologie sehr viel geändert …
Es ist auf jeden Fall interessant, Rückschau zu halten. Es gibt diese Szene, wo Ophelia ins Lager kommt, um Bill zu treffen und ihn nach seiner Telefonnummer fragt. Und er sagt, er habe kein Telefon, auch niemand, den er kenne, habe ein Telefon. So war das damals: Wenn man aus der Upper Class war, hatte man ein Telefon, aber niemand von der unteren Mittelklasse besaß eines. Oder als er den Fernseher installiert, mit dieser riesigen Antenne und dem Schwarzweißbild – für junge Menschen muss das heute rüberkommen wie das tiefste Mittelalter.
Haben Sie als Journalist damals über diese Veränderungen geschrieben?
Schon als ich 17 Jahre alt war, habe ich viel für das BBC Radio gemacht, vor allem für das Jugendprogramm. Ich habe eine ganze Reihe von Interviews mit Filmtechnikern geführt, vom Kameramann bis zum Beleuchter. Ich war ja nicht in der Filmschule, aber auf diese Art konnte ich viel darüber lernen, wie man Filme macht.
Bedeuten „Queen“ und „Country“ für Sie etwas? Als sich die Protagonisten im Film die Krönung von Queen Elizabeth im Fernsehen anschauen, gibt es ja eine ganze Bandbreite an Reaktionen …
Das war wichtig, um die Figuren näher zu beleuchten. Der Vater war Royalist und Patriot, ein echter Traditionalist, die jüngeren Figuren waren dagegen oder machten sich darüber lustig, so ging es jedenfalls damals meinen Freunden und mir. Ich kann ehrlich gesagt gar nicht glauben, dass sie sechzig Jahre später immer noch auf dem Thron sitzt!
Vor 33 Jahren drehten Sie Excalibur. Glauben Sie nicht, dass Ihr Film eine große Inspiration für die George-Martin-Romane war, die Grundlage der Erfolgsserie Game of Thrones sind?
Da kann ich Ihnen eine amüsante Geschichte erzählen. Als ich Excalibur drehte, gab es solche Filme noch nicht, niemand wollte damals so etwas produzieren. Schlussendlich machte ich ihn dann doch, aber ich musste dafür auf meine Gage verzichten, als Produzent, Regisseur und Drehbuchautor habe ich drei Jahre lang an diesem Film gearbeitet, und niemand hat mich bezahlt. Vor ein paar Jahren hat Warner beschlossen, ein Remake zu machen. Sie kamen drauf, dass mir 50 Prozent des Films gehören und sie mich bezahlen müssen. Endlich habe ich Geld für den Film gesehen! Dabei habe ich ihnen gesagt: „Ich habe den Mythos von Excalibur ja nicht erfunden!“, aber sie meinten: „Unsere Rechtsanwälte sagen, wir müssen Sie bezahlen“. Ich sagte, „Na wenn Sie drauf bestehen, dann sage ich natürlich nicht nein.“
Sie haben ja auch an „Herr der Ringe“ gearbeitet … wie finden Sie das jetzige Resultat?
Ich bin froh, dass ich das damals nicht machen konnte, sonst gäbe es Peter Jacksons wunderbare Trilogie nicht. Damals in den späten Sechzigern, als ich daran gearbeitet habe, gab es auch die Spezialeffekte noch nicht. Ich habe für die Hobbits zehnjährige Burschen gecastet, die dann von Erwachsenen synchronisiert worden wären. Ganz ehrlich, das wäre ziemlich furchtbar geworden.
1970 haben Sie mit Marcello Mastroianni Leo the Last gedreht. Was sind Ihre Erinnerungen an ihn?
Ich liebte Marcello. Er war ein großartiger Schauspieler. Er war wie ein Fabrikarbeiter: Er kam in der Früh, zog sein Kostüm an, legte seine Rolle an, drehte den ganzen Tag und blieb auch in der Mittagspause in der Rolle. Um Punkt 18 Uhr zog er sich sein normales Gewand an und verschwendete bis am nächsten Tag in der Früh keinen einzigen Gedanken an den Film. Er war so wunderbar. Ich habe ständig Sätze gestrichen, er brauchte keinen Dialog, um etwas darstellen zu können.
Mussten Sie damals darum kämpfen, dass er in Leo the Last spielen durfte? Kam so etwas öfter vor?
Oh ja, oft. Als ich Deliverance machte, setzte das Studio nicht viel Vertrauen in den Film. Es hieß: „Wir machen das, aber nur, wenn Sie dafür zwei Stars gewinnen können.“ Also fragte ich Jack Nicholson, und er sagte zu. Er fragte mich, wer die andere Rolle übernehmen würde und ich sagte, ich suche noch. Er schlug Marlon Brando vor. Also fragte ich Brando an, und auch er sagte zu. Er hatte damals schon eine ganze Weile lang keinen Film mehr gemacht. Er hatte nicht einmal einen Agenten! Ich fragte ihn, wieviel er wollte, er meint, „Ich habe keinen Preis mehr, ich nehme dasselbe, was Sie Jack zahlen“. Jack hatte damals nie mehr als 50.000 Dollar für einen Film bekommen. Und sein Agent wollte trotzdem eine halbe Million – Jack war kurz davor, ein echter Star zu werden. Also ging ich zum Studio und sagte, ich hätte Jack Nicholson. Marlon war damals Kassengift. Als ich erzählte, er wolle genauso viel wie Jack, sagt der damalige Chef von Warner zu mir: „Wenn ich eine halbe Million für Marlon Brando zahle, brauche ich mich nicht mehr in Merle’s blicken lassen, ich wäre die Witzfigur der ganzen Branche“. In Merle’s gingen damals alle Mittagessen. Am Ende hieß es: „Mach es mit No-Names und einem kleinen Budget.“ Und so kam es dann mehr oder weniger auch.
Hope and Glory war ein Riesenerfolg, diesen Film konnten Sie nur mit Schwierigkeiten finanzieren. Ist das entmutigend?
Für Hope and Glory hatte ich etwa elf Millionen Dollar, das Dreifache vom Budget von Queen and Country. Es hat sich alles verändert. Hope and Glory haben wir damals über Vorverkäufe finanziert, die gibt es ja fast nicht mehr. Es ist inzwischen sehr schwierig, Budgets für Independent-Filme aufzustellen.
Was sagen Sie zum heutigen Hollywood-Kino mit seinen 200 Millionen teuren Superheldenfilmen?
In den Sechzigern und Siebzigern war es möglich, ein mittelgroßes Budget für einen Film aufzutreiben. Diese Mitte ist völlig verschwunden. Es gibt entweder große Hollywood-Filme, die ein Budget von über 100 Millionen haben, oder man ist im Kunstfilm-Ghetto, wo man das Geld zusammenkratzen muss.
Haben Sie nicht als junger Mann in einem Studio gearbeitet?
Ja, habe ich. Ich habe mit 16 Jahren die Schule abgebrochen. Ich träumte von einem Job als clapper loader. Stellen Sie sich vor, das war der beste Job, den ich mir vorstellen konnte, das höchste der Gefühle. Das ist der Junge ganz am Ende der Nahrungskette, der die Filmklappe bedient und die Kamera lädt. Ganz ehrlich: Ich habe versagt (lacht).
Heben Sie sich seither die Filmklappen Ihrer Filme auf?
Nein. Ich werfe auch die Drehbücher weg. Ein Drehbuch ist für mich ein Werkzeug, um einen Film zu machen. Wenn der Film fertig ist, hat es keinen Wert mehr für mich.
Ist es leichter, mit jungen Leuten Regie zu führen als mit arrivierten Filmstars wie Pierce Brosnan?
Ich habe sieben Kinder. Als ich mein erstes bekam, entwickelte ich eine Theorie über Kindererziehung. Und als ich mein zweites Kind bekam, wurde mir klar, dass ich diese Theorie anpassen musste. Als ich dann vier Kinder hatte, habe ich die Theorie gekübelt. Dasselbe gilt für das Schauspielen. Ich hatte Theorien, wie man mit Schauspielern umgehen muss. Aber mir wurde klar, sie sind alle ganz unterschiedlich und brauchen andere Herangehensweisen. Ich habe allerdings nie einen wirklich guten Schauspieler getroffen, der schwierig war. Nie. Nicht einen. Die Schwierigen sind fast immer die weniger Guten. Ich arbeite gern mit Schauspielern, ich staune immer darüber, dass sich Menschen trauen, sich vor eine Kamera zu stellen und Emotion zu simulieren. Sie sind sehr tapfere und verletzliche Wesen und brauchen viel Liebe.
Wann in den letzten acht Jahrzehnten haben Sie sich in England am wohlsten gefühlt?
Meine Beziehung zu England war immer ambivalent. Als ich in die USA ging, um Point Blank zu drehen, war das ungemein erfrischend. Alles war möglich. Alles wirkte irgendwie positiv. England war sehr negativ. Ich habe eine Art Hassliebe zu England, ich bedaure zutiefst, dass das Klassensystem durch die Privatschulen immer noch aufrechterhalten wird. Es ist traurig, dass das nicht längst abgeschafft wurde. Und die Queen – jeder liebt sie, außer mir – die ganze königliche Familie, das ist doch absurd. Die ganze Idee eines Königreichs. Ich habe einmal richtig mit Prinz Charles gestritten. Als ich Präsident des British Film Institute war, haben wir das Museum of the Moving Image gegründet. Er hielt als Schirmherr eine Rede bei den Eröffnungsfeierlichkeiten. Er hat da wohl etwas falsch verstanden – anstatt uns zu gratulieren, prangerte er Gewalt im Film an. Sein Argument war, dass es so zu mehr Gewalt in der Gesellschaft käme. Natürlich kann man diese Ansicht vertreten, aber das war wirklich nicht der Anlass dafür. Ich war echt geladen. Also sagte ich zu ihm: „Wie entschuldigen Sie, dass Ihre Vorfahren Menschen gefoltert und ermordet haben, und das ganz ohne dass dabei ein Film gedreht wurde?“ Er hat sich auf dem Absatz umgedreht und ist gegangen.
John Boorman auf DVD und Blu-ray:
Point Blank (1967): Ein Meilenstein. Lee Marvin als Gangster, den sein angeblich bester Kumpel angeschossen am Tatort zurückgelassen hat. Die Rache ist selbstverständlich sein, Angie Dickinson hilft ihm dabei. Ruppig, bunt, einsilbig, großartig. Die Blu-ray von Warner Home Video bietet hervorragendes Bonusmaterial, nämlich Audiokommentare von John Boorman und Steven Soderbergh und Featurettes über Alcatraz.
Die Hölle sind wir / Hell in the Pacific (1968): Packendes Drama, in dem der Krieg im Pazifik zum Psycho-Duell zweier Männer wird: Lee Marvin und Toshiro Mifune, die einander das Leben auf einer kleinen Insel, auf der beide gestrandet sind, zur Hölle machen, bis die Erkenntnis einsetzt, dass sie wohl, wenn überhaupt, nur gemeinsam entkommen können. Die DVD (EuroVideo) ohne Bonusmaterial.
Beim Sterben ist jeder der erste / Deliverance (1972). Ein Meilenstein. Vier Großstadtschnösel begeben sich in die Wildnis, um beim Wildwasser-Rafting ein Abenteuer zu erleben – und sie bekommen mehr Abenteuer, als ihnen lieb ist. Grandios besetzt mit JonVoight, Burt Reynolds, Ned Beatty, Ronny Cox, u.a. DVD und Blu-ray (Warner Home Video) punkten mit Boorman-Audiokommentar und vier kurzen Dokus.
Zardoz (1974): Schräge Zukunftsvision. 2292: Die Erde ist geteilt in zwei Welten, der utopische „Vortex“, in welchem eine unsterbliche intellektuelle Elite lebt, und die Außenwelt, eine verwüstete Ödnis, in welcher die Sklaven der Intellektuellen wie Barbaren leben müssen. Zed, einer der Sklaven (Sean Connery mit großartigem Schnurrbart), will dieses Dasein nicht länger hinnehmen und beginnt eine Revolution. DVD (Koch Media Home Entertainment) mit Boorman-Kommentar und Radiospots.
Excalibur (1981): Lange, bevor das Mittelalter (wieder) in Mode kam, schickte Boorman eine prominente Besetzung in ein Very British-Abenteuer: König Arthurs Aufstieg, die Heldentaten der Ritter der Tafelrunde auf der Suche nach dem heiligen Gral, die Betrügereien auf Schloss Camelot und die Hexenkünste des Zauberers Merlin. Klirrende Schwerter, blutige Schlachten, schimmernde Rüstungen, dunkle Verliese und bezaubernde Burgfräulein. Und Liam Neeson als Gawain in seiner ersten nennenswerten Rolle. Die DVD bonusfrei, die Blu-ray (Warner Home Video) immerhin mit Audiokommentar.
Der Smaragdwald / The Emerald Forest (1985): Frühes Öko-Abenteuer. Bill Markham ist Chefingenieur eines gewaltigen Staudammprojekts im Amazonasgebiet, für das ein Teil des Regenwaldes gefällt werden soll. Dabei wird sein siebenjähriger Sohn Tommy von Ureinwohnern entführt. Jahrelang sucht er vergebens nach ihm. Als er den Jungen nach zehn Jahren findet, prallen zwei Welten aufeinander. Aus Tommy ist ein junger Krieger geworden, der sein Glück bei dem Naturvolk gefunden hat und kein Interesse daran zeigt, in ein „zivilisiertes“ Leben zurückzukehren. Boormans Sohn Charley spielte den Tommy. Weder die ursprüngliche DVD (Kinowelt) noch die remasterede Version (Best Entertainment) können besonders viel.
Hope and Glory – Der Krieg der Kinder (1987). Packendes Drama, nominiert für fünf Oscars. John Boormans Erinnerungen an seine Kindheit während des Zweiten Weltkriegs, das bombardierte London ist für die Kinder, allen voran den zehnjährigen Billy, ein großer Abenteuerspielplatz, das Tragen von Gasmaken wird zur alltäglichen Routine, und alle freuen sich, als kurz vor Ende der Ferien die verhasste Schule von einer Bombe getroffen wird. Die DVD (EuroVideo) ohne Bonus und nur auf Deutsch. Naja.
Der General / The General (1998): Brendan Gleeson in einer Glanzrolle, Goldene Palme (beste Regie) in Cannes für John Boorman: Berüchtigt wegen seiner schonungslosen Härte den eigenen Männern gegenüber, berühmt für seine tolldreisten Raubzüge, steigt Martin Cahill im Dublin der achtziger Jahre zur Unterweltgröße auf. Der „General“, wie er von Freund und Feind genannt wird, legt sich dabei nicht nur mit Polizei, Staat und Kirche an, sondern gerät zunehmend in die Schusslinie der IRA. Mageres Bonusmaterial (Trailer, Booklet mit Texten zum Film) auf der Arthaus-DVD.
Der Schneider von Panama / The Tailor of Panama (2001). Ein Agentenfilm-Juwel, eine herrlich entspannte John-le-Carré-Verfilmung mit Pierce Brosnan zwischen zwei Bond-Rollen, an seiner Seite ein großartiger Cast mit Geoffrey Rush, Jamie Lee Curtis, Leonor Varela, Brendan Gleeson, Harold Pinter, Catherine McCormack und – ja – Daniel Radcliffe. Die ursprüngliche DVD (Sony Pictures Home Entertainment) ist gut bestückt (verschiedene Trailer, Dokumentation „Perfektes Team“, Alternatives Ende, Regiekommentar), die später in der SZ Cinemathek erschienene eher bescheiden.