John Wick (Keanu Reeves)

Filmkritik

John Wick

| Marietta Steinhart |
Kompetent choreographierter Rachefeldzug

John Wick (Keanu Reeves) hat vor kurzem seine Frau verloren, aber er bekommt einen Funken Hoffnung in Form eines zauberhaften Beaglewelpen, was seine Frau noch vor ihrem Tod arrangiert hat. Dummerweise stört der hitzköpfige Gangster Iosef (Alfie Allen) Johns Trauer, bricht in sein Haus ein, stiehlt seinen schwarzen 69er Mustang und tötet den Hund. Den einzigen Fehler, den er macht, ist Wick am Leben zu lassen, denn was der russische Mobster nicht weiß: sein Opfer ist ein pensionierter Auftragskiller seines Vaters, dem Mafiaboss Viggo Tarasov (Michael Nyquist), und erfinderisch wenn es darum geht einen soliden Rachefeldzug gegen die Unterwelt zu führen, die er einst der Liebe wegen verließ. John Wick ist nicht der Bogeyman – „He’s who you send to kill the fucking bogeyman.“ Anders formuliert: Er ist imstande, Charaktere wie den von Liam Neeson in Taken und Denzel Washington in The Equalizer gespielten aus dem Verkehr zu ziehen. John Wick hat einen ziemlich guten Sinn für Humor und macht sich einen Jux aus der Mythologisierung seiner Figur.
Die erstmaligen Regisseure Chad Stahelski und David Leitch (Stunt-Koordinatoren und Reeves einstige Doubles) sind gewandte Choreografen, die ihren Beruf schätzen und ihr Handwerk verstehen. Anstelle eines rasanten Schnitts und wackeligen Bildern nehmen sie sich Zeit für aufwendig choreographierte, kohärente Kampfszenen mit Kulissen in schrillem Neon oder poliertem Stahl, eine Clubszene ruft Michael Manns Collateral ins Gedächtnis. Die Kamera von Jonathan Sela filmt atmosphärische Szenen in blaugrauen, metallenen Couleurs, die dunkle Schatten werfen. John Wick geht sehr selbstbewusst mit seiner Simplizität um und Drehbuchautor Derek Kolstad hat eine imposante hermetische Welt geschaffen. Darunter ein New Yorker High-End-Hotel (mit Ian McShane als Inhaber und Lance Reddick als Manager) – eine für neutral erklärte Zone für Mafiosi – und einen Verhaltenskodex unter den charismatischen Hitman-Kollegen (u.a. Willem Dafoe und Adrianne Palicki), die „Dinner-Reservierungen“ in einer „Reinigungsfirma“ machen, um Leichen zu entsorgen. Keanu Reeves wird nicht mehr als sein übliches Portfolio abverlangt, ein stoischer Gesichtsausdruck und eine filigrane Figur, aber der Fünfzigjährige ist glaubhaft in den wenigen emotionalen Beats, die er spielt und fast auffallend schön anzusehen wenn er jemandem über einer Elektro-Tonspur das Gehirn wegschießt oder die Wirbelsäule bricht. „People keep asking if I am back“, brüllt er in einer Szene. „Yeah, I’m thinking I’m back“. Sieht ganz danach aus.