Im digitalen Zeitalter braucht es analoge Spione. Also holt man Johnny English aus der Agentenpension zurück.
Johnny English ist ein Mann der alten Schule und des analogen Zeitalters, soviel ist klar. Was liegt da näher, als den 2003 erfundenen (Johnny English – Der Spion, der es versiebte) und 2011 wiederentdeckten (Johnny English – Jetzt erst recht!) Agenten, der bereits zum Etikettenunterricht für Eliteschüler aussortiert worden war, zum MI5 zurückzuholen? Zumal durch einen Hackerangriff dessen gesamtes Undercover-Personal gerade enttarnt wurde. Man lebt ja bekanntlich dreimal. Mag sein, dass English seine vorigen Missionen allesamt versemmelt hat, aber diesmal ist er garantiert der Richtige, jedenfalls, wenn es nach seinem gesunden Selbstwertgefühl geht. Schließlich leiht ihm nicht umsonst Rowan Atkinson erneut beeindruckend virile Gestalt. Man kann diesen Kerl immer noch mögen, das beweist dieser Film fast dreißig Jahre nach der Erfindung des berühmten Mr. Bean. Viel mehr aber auch nicht.
Johnny English Strikes Again, so der Originaltitel des dritten Eintrags der Parodie-Reihe, lässt sich von der gelassen zelebrierten Slapstick-Obsession seines Zugpferds Atkinson in sichere Kassenschlagergefilde zerren, an Originalität vermag er seine Vorgänger allerdings nicht zu übertrumpfen, um es vorsichtig auszudrücken. Der zu jagende Bösewicht ist ein Verschnitt aller bekannten Dotcom-Datenmilliardäre mit potenzierter Coolness, die britische Premierministerin fällt selbstverständlich auf seinen Charme herein. Ansonsten ist Drehbuchautor William Davies diesmal wenig eingefallen, außer eine herausragende Sequenz, für die allerdings allein der Kinobesuch lohnt: Wenn Johnny nämlich eine Virtual-Reality-Maske aufsetzt und sich in Egoshooter-Manier damit irrtümlich auf die Straßen Londons verirrt, dann werden Bistroköche und Bustourguides zu gefährlichen Widersachern und Baguette-Brote zu Schlagstöcken. Von Regisseur David Kerr solide inszeniert, führt diese Sequenz dem Publikum auf buchstäbliche und geradezu philosophische Weise vor Augen, wie man in den Wirren der virtuellen Welt tatsächlich den Sinn fürs Reale verlieren kann. English freilich hinterlässt bloß wieder Chaos wie üblich, nur dass er diesmal nicht das Geringste davon mitkriegt. Mehr von der Art wäre lustig, aber halt teurer gewesen als der übliche Cocktailschirmchen-Nasenrammelfauxpas, der mutmaßlich nur noch Kinder zum Lachen bringen kann.
Als russische Agentin, aber hauptsächlich als optischer Aufputz fungiert die derzeit gut beschäftigte Ukrainerin Olga Kurylenko, die ja bekanntlich als Bond-Girl in A Quantum of Solace vor zehn Jahren weltbekannt wurde (und übrigens bald als Hedy Lamarr zu sehen sein soll). Emma Thompson macht als verquälte Regierungschefin eine ganz gute Figur, Atkinsons Sidekick Ben Miller ist nach Teil eins wieder dabei, bleibt aber ein wenig blass, wohl um dem Meister aller Brachialhumorklassen nicht allzu stark in die Gag-Parade zu fahren. Ein bissl blöd nur, dass gefühlt die Hälfte der brauchbaren Witze schon in den Trailern verbraten wurde. Aber man kann den Machern von Johnny English 3 nicht vorwerfen, in der Themenwahl genauso old school wie in ihrem Slapstickfetisch zu sein: Mangelnde Datensicherheit, Cyber-War und vor allem die erwähnte Virtual-Reality-Simulation sind zeitgemäße Themen, die auch einem Comedy-Blockbuster gut zu Gesicht stehen.