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ohnny & Me – Eine Zeitreise mit John Heartfield

Filmstart

Johnny & Me – Eine Zeitreise mit John Heartfield

| Jakob Dibold |
Antifaschistische Handarbeit

 

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Fasziniert von den Exponaten, zieht es die Grafikdesignerin Stephanie durch einen Raumzeitstrudel in eine Werkstatt, in der sie den antifaschistischen Künstler John Heartfield (1891–1968) trifft – wiederauferstanden in Gestalt einer kleinen, bestens beweglichen und freundlichen Papierpuppe. Nach und nach findet Stephanie hier allerlei Dokumente und Zeugnisse aus dem Leben John Heartfields und beginnt, mit ihm gemeinsam seine außergewöhnliche Biografie aufzuarbeiten.

Der als Helmut Herzfeld geborene John Heartfield – wie er sich als Geste gegen den deutschen Nationalismus, welcher sich besonders stark gegen die Briten wandte, ab 1916 nannte – gilt als der erste Grafiker, der mit den Mitteln der Fotocollage Bildmontagen politischen, subversiven Inhalts erstellte. Heartfield war überzeugter Sozialist und Kommunist und für sozialistische Zeitungen wie die „Arbeiter-Illustrierten-Zeitung“ und „Die Volks-Illustrierte“ tätig, gleichzeitig verbreitete er vor allem Schulter an Schulter mit George Grosz (gebürtig Georg Ehrenfried Groß, auch er protestierte mit seinem Namen) den Dadaismus in Berlin. Weil seine Arbeit immer mehr auffiel und er sich nicht scheute, die aufstrebenden Nationalsozialisten negativ darzustellen, floh der Künstler zuerst in die Tschechoslowakei und 1938 schließlich nach Großbritannien. Fünf Jahre nach Kriegsende kehrte Heartfield zurück, ging in die DDR und musste feststellen: Auch hier war er nicht nur willkommen. Johnny & Me beschäftigt sich dementsprechend gleichermaßen mit Widerstand während der NS-Zeit wie mit den Repressionsmechanismen des Ostens.

Der papierne Heartfield selbst ist liebevoll designt, wie überhaupt die Stationen seines Lebens, im Versuch, seinem Stil Rechnung zu tragen, sehr einfallsreich aufbereitet sind. Berufskollegin Stephanie chronologisiert die Geschehnisse haptisch auf einer Timeline, hantiert teilweise mit SED- und auch MI5-Akten (die Briten observierten Heartfields Aktivitäten ebenso). Ob der Kunstgriff dieser unsicheren Figur, die mit ihrem eigenen Schaffen als Grafikerin ziemlich hadert und von Heartfield Mentoren-Dienste in Anspruch zu nehmen beginnt, ein gelungener ist, sei dahingestellt. Einige Zusehende könnten diese Zwischentöne, die immer wieder die Biografie Heartfields unterbrechen, sowie die Grundstimmung, die sich selbst das Prädikat „pädagogisch wertvoll“ verleiht – beides im Übermaß musikalisch verstärkt – als der nötigen Aufmerksamkeit gegenüber dem spannenden Hauptthema des Films leider eher hinderlich erleben.