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Josef Winkler – Der Kinoleinwandgeher

| Günter Pscheider |

Essayfilm über die morbide Welt des Kärntner Schriftstellers Josef Winkler.

Er ist jemand, der nicht auch schreibt, sondern der existiert, um zu schreiben.“ (Günter Grass) Aber wie bringt man diese gewaltigen Worte über die Sprachlosigkeit, über die Abgründe der katholischen Kirche und immer wieder über den Tod adäquat auf die Leinwand? Regisseur Michael Pfeifenberger hat sich in Zusammenarbeit mit dem Porträtierten für einen essayistischen Zugang entschieden, verzichtet auf Interviews und hält sich auch mit biografischen oder literarischen Fakten zurück. Viel mehr schickt er den Autor auf eine Reise in die eigene Kindheit in einem abgeschlossenen Kärntner Tal, wo die Menschen teilweise den Sprung in die Moderne noch nicht geschafft haben. Dieser Ort der Fantasie wird vermischt mit Bildern aus Indien und Mexiko, wo Josef Winkler völlig fremd wie ein außerirdischer Gesandter zwischen den Einheimischen sitzt, die ihn keines Blickes würdigen, und eifrig die ausufernden Totenrituale aufzeichnet.

Dazu spricht Peter Patzak mit sonorer Stimme einige vom Autor extra für diesen Film geschriebene Passagen. Diese Melange funktioniert streckenweise sehr gut als Stimmungsbild, als neugierig machende Einführung in die hermetische Welt des Dichters. Das Problem sind die nachgestellten Szenen, die von großteils nicht sehr überzeugenden Laiendarstellern (u.a. dem Sohn von Josef Winkler) gespielt, prätentiös farbverfremdet die Jugend des Schriftstellers bebildern sollen. Solche Spielfilmszenen in dokumentarischen Filmen funktionieren fast nie, und auch hier wäre der Regisseur gut beraten gewesen, mehr auf die Kraft der Sprache des Autors zu vertrauen oder zumindest andere Bilder für den zu beschreibenden Zustand der Rebellion gegen die archaisch, patriarchalische Welt seiner Kindheit zu finden.

Der seit einem frühen Kinoerlebnis, als der kleine Josef Winkler Winnetou in den Händen von Old Shatterhand überlebensgroß sterben sah, anhaltenden Liebe des Dichters zum Medium Film hat man mit dieser wenig gelungen Fiktionalisierung keinen großen Gefallen getan. Über den Menschen abseits des obsessiven Sprachspielers erfährt man wenig, kann sich aber auf Grund der wenigen Bilder am Ende im Kreise der Familie vorstellen, dass dieser private Josef Winkler ein humorvoller und warmherziger Mensch ist, der sich als einer der Wenigen ständig lautstark mit der letztklassigen offiziellen Kärntner Kulturpolitik anlegt.