ray Filmmagazin » Filmkritiken » King of California

King of California

| Harald Mühlbeyer |

Ein Teenager und ihr aus der Nervenheilanstalt entlassener Vater auf Schatzsuche in Südkalifornien.

King Of California ist eine dieser schrägen, so genannten Independentkomödien (wie zuletzt etwa Little Miss Sunshine), die auf immer größeres Publikumsinteresse stoßen – und denen inzwischen eine bestimmte Formelhaftigkeit und damit auch eine gewisse Konventionalität eigen ist. Man hat ein Publikum gefunden, das Arthouse-Filme liebt, aber auf die Bequemlichkeit von Multiplexkinos und den Einsatz von Stars nicht verzichten mag – und dieses Publikum wird beliefert. Nicht unbedingt mit Innovation, dafür mit einer kalkulierten, aber doch reizvollen bizarren Sperrigkeit: schräg, aber nicht quer.

King Of California, produziert von Alexander Payne, bedient all die wunderbaren Eigenheiten dieses Komödiensubgenres perfekt: Da ist die Teenagertochter Miranda, die sich ein elternloses Leben eingerichtet hat; der verrückt-drollige Vater Charlie, der seinen Traum von einem spanischen Goldschatz, versteckt in Südkalifornien, hat; das allmähliche Zueinanderfinden der beiden und das letzte große Hindernis: ein Supermarkt, der direkt über dem Versteck des Schatzes gebaut wurde. Vor zehn Jahren wäre Charlie vielleicht von Robin Williams gespielt worden – doch nun wurde Michael Douglas eingesetzt, glücklicherweise. Denn statt den Witzbold hervorzukehren, spielt er seinen Part straight und glaubwürdig: ein manischer Träumer, der seine Tochter zur Verzweiflung treibt. Regiedebütant Mike Cahill nimmt eine Umkehrung des Generationenkonflikts als Ausgangspunkt für seine halb absurde, halb anrührende Geschichte. Durchaus einfallsreich setzt er sie in Szene, und auch wenn ihm manchmal der Mut fehlt, den entscheidenden Schritt weiter zu gehen, so zeigt er doch ein Gespür für das leicht Windschiefe, das sein Film braucht.

Demgemäß inszeniert Cahill den Film genau so, wie er zu funktionieren hat, weil er seinen Platz am Rande des Mainstreams, an der Grenze zur filmischen Wildnis kennt. So wie das Haus von Charlie und Miranda am Rande der Stadt fast in der Wüste steht, wo sich schon einmal ein Luchs auf den Küchentisch verirrt. Wo aber andererseits immer mehr Leute hinziehen, so dass stolz die tausendste Familie in der Nachbarschaft gefeiert wird. „Dies bleibt immer Wildnis, es wohnen nur immer mehr Menschen hier.“Dieser Satz von Miranda könnte auch das Motto der Independentkomödien sein, von denen es immer mehr gibt, die aber immer noch einen Touch von Wildheit haben – auch wenn ihre Zivilisierung stetig voranschreitet.