Historiendrama um eine Auseinandersetzung zweier unerbittlicher Rivalen
Das Szenario könnte aus einem klassischen Western stammen: Der Protagonist beabsichtigt, ein Stück bislang unberührter Natur zu kultivieren und so diesem Landstrich die Zivilisation zu bringen. Doch dabei gerät er in Konflikt mit einem der Mächtigen vor Ort, weil derjenige befürchtet, seine bislang uneingeschränkte Kontrolle über die Region zu verlieren.
Ähnlich stellt sich auch die Ausgangslage in King’s Land dar, doch der Schauplatz ist nicht das Amerika der Pionierzeit, sondern Dänemark Mitte des 18. Jahrhunderts. Auf Wunsch des Königs soll die Heidelandschaft Jütlands urbar gemacht und besiedelt werden. Ludvig Kahlen (Mads Mikkelsen), der viele Jahre als Soldat im deutschen Sold gestanden hat, wagt sich als Einziger daran, die raue Gegend nutzbar zu machen. Doch als ob die reichlich unwirtliche Natur nicht schon genug Herausforderungen mit sich bringen würde, sieht sich Kahlen auch noch einem anderen gravierenden Hindernis gegenüber. Der lokale Gutsherr Frederik De Schinkel beansprucht auch jenes Stück Heide, auf dem sich Kahlen niedergelassen hat und das an die Besitztümer des Adeligen grenzt, für sich. Dass Kahlen dieses Land vom König zur Verfügung gestellt wurde, kümmert De Schinkel, der wie ein Feudalherr agiert, wenig. Bald schon nimmt der Disput zwischen dem unerbittlichen Ex-Soldaten und dem dünkelhaften Aristokraten immer drastischere Formen an.
Nicolaj Arcel, dessen Regiekarriere mit dem Politthriller King’s Game 2004 ihren Anfang nahm, ist mittlerweile eine feste Größe des dänischen Filmschaffens, auch als Drehbuchautor – so verfasste er beispielsweise die Skripts zu Verblendung, dem ersten Teil der „Millennium“-Trilogie, und zu Lars von Triers Melancholia – konnte er sich einen Namen machen. Nur der Abstecher nach Hollywood mit der Adaption von Stephen Kings „The Dark Tower“ erwies sich als Fehlschlag. Mit seinem bislang größten Erfolg, Die Königin und der Leibarzt, bewies Arcel bereits sein feines Händchen für historische Stoffe. Das setzt sich in King’s Land nahtlos fort. Seine neue Regiearbeit erweist sich als wuchtiges Drama, das sowohl den Kampf mit der Natur als auch den zentralen Konflikt, der geradezu archaische Züge annimmt, eindringlich zu zeichnen versteht. Was auch den darstellerischen Leistungen geschuldet ist. Mads Mikkelsen verleiht seiner Figur eine Rigorosität, mit der der wortkarge Einzelgänger Kahlen sein Ziel verfolgt, das ihm den sozialen Aufstieg und die damit verbundene Anerkennung bringen soll. Der von Simon Bennebjerg gespielte De Schinkel ist dabei ein formidabler Antagonist, dessen soziopathische Züge in seinem überbordernden Machtanspruch sichtbar werden.