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Filmkritik

Kingsman - The Golden Circle

| Oliver Stangl |
From Kentucky with Love

Kingsman: The Secret Service war 2014 ein Überraschungshit – und neben Guardians of the Galaxy der sympathischste Blockbuster des Jahres. Anders als die meisten anderen Großproduktionen war dies endlich einmal kein Sequel einer etablierten Reihe, sondern fühlte sich frisch an (auch wenn der Film gleichzeitig als Hommage und Parodie auf James Bond funktionierte und auf einem – eher unbekannten – Comic basierte). Der Brite Matthew Vaughn, der bereits in X-Men: First Class gekonnt Sixties-Ästhetik und Action verbunden hatte, kombinierte für sein Herzensprojekt cooles Production Design mit politisch unkorrekten Witzen und einer Meta-Ebene, die sich über die zu große Ernsthaftigkeit heutiger Agentenfilme lustig machte. Im Sequel The Golden Circle ist der aus der britischen Unterschicht stammende Eggsy aka Galahad (Taron Egerton) längst etablierter Agent des unabhängigen Gentleman-Geheimdienstes und lebt mit jener schwedischen Prinzessin zusammen, die sich im Vorgänger per Analsex für ihre Rettung bedankte. Doch statt Business as usual kommt es gleich zu Beginn knüppeldick: Die psychopathische Drogenfürstin Poppy (Julianne Moore), die sich im Dschungel eine Basis im Fifties-Stil erbaut hat, Gegner durch den Fleischwolf dreht und Elton John (ja, der Echte) als Musiksklaven hält, zerstört das als Herrenschneider getarnte Kingsman-Hauptquartier. Die einzigen Überlebenden Eggsy und Merlin (Mark Strong) reisen nach Kentucky, um Kontakt mit einer verwandten Agentenorganisation namens Statesman aufzunehmen, die sich als Whiskeybrennerei tarnt und statt High-Tech-Regenschirmen entsprechende Lassos und Cowboyhüte einsetzt. Nachdem man den Kulturschock überwunden hat, macht man sich gemeinsam auf, um Poppy auszuschalten, die ihre Drogen mit einem Virus versehen hat, der binnen kurzem alle Drogensüchtigen tötet – so man die Bedingungen der Sadistin nicht erfüllt. Und dann taucht plötzlich Eggsys Mentor, der totgeglaubte Harry (Colin Firth) wieder auf …

Vaughn geizt auch in Teil zwei nicht mit lustigen Einfällen (das HQ der Statesman hat die Form einer Whiskeyflasche und die Agenten, zu denen etwa Jeff Bridges und Channing Tatum gehören, tragen Namen wie Champagne und Tequila) sowie wahnwitziger Action zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Dazu gibt es einen satirischen Kommentar zum heuchlerischen Umgang der Gesellschaft mit Drogen und eine schöne Gesangseinlage von Mark Strong. Der Film macht Spaß – auch wenn das Überraschungselement des ersten Teils fehlt, der Plot schwächer ist und die neuen Figuren mehr Background vertragen hätten. So kommt The Golden Circle ähnlich wie Guardians Vol. 2 nicht an Teil eins heran, bietet aber solide Unterhaltung.