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König der Wellen

| Michael Ranze |

Nicht schon wieder Pinguine! Oder doch? Diese hier können surfen. Und zwar so gut, dass sie Dokumentarfilmer zur Meisterschaft begleiten.

Pinguine und kein Ende! Sie watscheln (in Reise Der Pinguine), sie flüchten (in Madagaskar), sie steppen (in Happy Feet). Und nun, man soll es nicht für möglich halten, schwingen sie sich auch noch aufs Surfbrett. Der besondere Clou bei diesem CGI-Abenteuer: Ash Brannon und Chris Buck, die Regisseure, erzählen ihre Geschichte im Stil eines mockumentary,  eines gefälschten Dokumentarfilms, der stilecht mit Interviews, Live-Reportagen und Archivmaterial voll vergilbter und zerkratzter Bildern aufwartet. Da bekommt nicht nur die TV-Sport-Berichterstattung ihr Fett ab, auch Surf-Dokumentarfilme wie Step Into Liq-uid oder Endless Summer 1 & 2 werden nicht von ironischen Seitenhieben verschont.

Im Mittelpunkt von Könige Der Wellen steht Cody Maverick (im Original gesprochen von Shia LaBeouf), ein surfsüchtiger Teenie-Pinguin aus Shiverpool in der Antarktis. Sein großes Idol ist der legendäre Big Z, der allerdings vor Jahren untertauchte. Ihm zu Ehren findet jedes Jahr das Big Z Memorial Surf Off statt, an dem diesmal auch Cody teilnimmt. Auf dem Rücken eines Blauwals, begleitet von einer Dokumentarfilm-Crew, geht es nach Pen Gu Island. Seine größten Gegner: der anhängliche Chicken Joe und der eitle, rücksichtslose Tank Evans. Nebenbei flirtet Cody mit Lani, einer hübschen Rettungsschwimmerin. Lani hat einen verschrobenen, zurückgezogen  lebenden Onkel, der auffallend viel vom Surfen versteht. Und man ahnt es schon: Er ist niemand Geringerer als jener legendäre Big Z …

Zugegeben: keine aufregende Geschichte, darüber hinaus sehr konventionell erzählt. Einmal mehr geht es um die éducation sentimentale eines jungen Burschen, der sich mit Hilfe eines Mentors bewähren muss. Und die Lehre, dass die Freude am Sport wichtiger sei als das Siegertreppchen, kommt doch ein wenig hausbacken daher. Trotzdem: Das ansonsten clevere Drehbuch wartet mit witzigen One-Linern und köstlicher Situationskomik auf, von der bereits erwähnten Breitseite gegen den traditionellen Sportjournalismus samt seinen festgefahrenen Bahnen ganz zu schweigen. Besonderen Spaß bereiten aber – im Original – die Sprecher, z. B. Jeff Bridges als Big Z oder James Woods. Die Regisseure bestanden darauf, dass die Schauspieler im Synchronstudio miteinander agierten anstatt isoliert ihren Text vorzutragen. Ergebnis: sehr viel mehr Wärme und Glaubwürdigkeit im Zusammenspiel der Figuren. Dass die Qualität der computeranimierten Bilder nicht so perfekt ist wie etwa in Shrek Der Dritte, wiegt darum nicht so schwer.