Als Filmbesessener sammle ich, seit ich denken kann, meine Lieblingsfilme. Erst gekürzt auf Super-8, in den Achtzigern endlich in voller Länge auf Video, später auf Laserdisc mit diversen Tonspuren und Audiokommentar des Regisseurs, dann digital auf handlicher DVD mit „Making-of“ und jetzt hochauflösend mit tonnenweise Extras und Anschluss ans World Wide Web auf Blu-ray. Immer besser wurden die Speichermedien und ich immer verzückter vor dem heimischen Fernsehschirm. Vor 15 Jahren habe ich mal versucht, Wako, einen der Betreiber des Münchner Werkstattkinos, von den Vorzügen der DVD zu überzeugen. Doch Wako meinte damals in für mich nicht schriftlich rekostruierbarem Urbayerisch: „Ein Fernseher kommt mir nicht ins Haus. Wenn ich einen Film sehen will, dann geh ich in mein Kino und hol mir die 35er aus dem Keller“. Ich darf hinzufügen, dass Wako sich damals auch gegen so neumodisches Teufelszeug wie einen Kühlschrank entschieden hatte.
Als professioneller Filmegucker ist man ja verwöhnt. Man sieht Filme in der Originalfassung schon vor dem offiziellen Kinostart bei Pressevorführungen in guten Kinos, mit Freigetränk in der Hand und denkt, das sei normal. Doch wenn man dann mal aus Versehen in eine normale Samstagabendvorstellung mit unaufhaltsam sabbelnden Popcornmonstern in einem Multiplex gerät, sehnt man sich ganz schnell wieder nach der Wohnzimmercouch vor dem eigenen Televisionsgerät. Hier kommt für jeden Filmfreund allerdings irgendwann die Stunde der Wahrheit. Der olle Röhrenfernseher gibt entweder seinen Geist auf oder ist im digitalen Zeitalter einfach nicht mehr scharf genug. Was tun? Beamer? Flachbildbreitwandfernseher? Ich habe mich nach monatelanger Recherche für letztere Variante entschieden. Ein 40 Zoll großer 3D-LED-Japaner mit 200 Herz, über HDMI an einen holländischen, Codefree gehackten Blu-ray-Player angeschlossen, liefert, wenn man alle Bildverbesserungsprogramme wie Motionflow oder digitale Rauschunterdrückung abschaltet, tatsächlich knackescharfes Kinogefühl für daheim. Ein normales analoges oder digital datenreduziertes Fernsehsignal sieht allerdings echt scheiße aus auf dem Full-HD-Flachbildschirm. Dafür sollte man seine alte Röhre behalten.
Und was gucke ich jetzt als erstes auf der neu erworbenen High-End-Anlage? Avatar in 3D ? Nö. Die DVD des schmierigen Gewalt-Soft-Pornos Der Schlächter (A Scream in the Streets) aus dem Jahr 1973, der soeben in der Grindhouse Collection von „Subkultur Entertainment“ erschienen ist. Das von Carl Monson und drei weiteren, nicht im Vorspann erwähnten, Regisseuren verbrochene Machwerk handelt von einem Transvestiten, der in Norman-Bates-Manier junge Frauen mit dem Messer abschlachtet, weil seine Mutter, eine Schlächterin, ihn als Kind immer mit ihren blutigen Händen geschlagen und zwischen Schweinehälften ins Kühlhaus gesperrt hat. Das erzählt der irre Killer in Frauenklamotten jedenfalls seinem letzten Opfer. Sehen tut man das nicht. Dafür gibt es auserzählte, grell ausgeleuchtete Sexszenen mit den ermittelnden Schnauzbart-Cops in kreischend buntem Siebziger-Jahre-Ambiente. Bei einer per Blu-ray-Player hochskalierten Bildauflösung von 1080p eine digitale Erfahrung, nach der man sich analog schmutzig fühlt.