Intrigen, Lug und Betrug im Vatikan
Über hundert Kardinäle aus aller Welt reisen nach Rom, um in der Sixtinischen Kapelle des Vatikans einen neuen Papst zu wählen. Zunächst gilt ein Kardinal aus Nigeria als aussichtsreichster Kandidat für das Amt des Oberhaupts der katholischen Kirche, gefolgt vom erzkonservativen Patriarchen von Venedig und dem liberalen, langjährigen Sekretär des überraschend verstorbenen Papstes. Von Verantwortungsbewusstsein beseelt, aber widerstrebend und von Selbstzweifeln geplagt übernimmt der rechtschaffene, antidogmatische Dekan des heiligen Kollegiums die Leitung des Wahlverfahrens. Dabei deckt er illegale Machenschaften bzw. sexuelle Fehltritte zweier Bewerber auf, und sorgt mit Unterstützung einer forschen, für das leibliche Wohl der Würdenträger zuständigen Ordensschwester (Isabella Rossellini) für eine Wende im Ringen um das hohe Amt.
Trotz der themenbedingt dialogreichen Handlung mit teilweise extremen Großaufnahmen von „talking heads“ in spärlich beleuchteten Gästezimmern, Fluren und Treppenhäusern (gedreht wurde im römischen Traditionsstudio Cinecittá), wo es um Korruption, Intrigen, heimliche Absprachen und peinliche Geständnisse geht, fesselt der Plot über die Versuchung der Macht dank dramaturgisch geschickter Gestaltung, flottem Schnitttempo und perfekter Besetzung. Ralph Fiennes beeindruckt als Dekan und Master of Ceremonies mit einer verhalten-charismatischen, mimisch-darstellerischen Meisterleistung.
Die dynamische Inszenierung mit Kamerafahrten, Momentaufnahmen und Stimmungsbildern von namhaften, gefühlvoll agierenden Charakterdarstellern in düsteren Räumlichkeiten verdankt viel von ihrer emotional ergreifenden Wirkung dem spannungssteigernden, effektiv eingesetzten Score des 1966 im Siegerland gebürtigen deutschen Komponisten und Experimentalpianisten Volker Bertelsmann. Bertelsmann hat bereits bei der Neuverfilmung von Erich Maria Remarques Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“mit Regisseur Edward Berger zusammengearbeitet und dafür den Oscar für die Beste Filmmusik gewinnen können. Mit seiner Mischung aus sakralen und profanen Klängen, pathetischen Chorälen und sirrendem Streichersound verleiht er Conclave, der Adaption des gleichnamigen Romans von Robert Harris, zusätzliche Spannungselemente.