Seit 1999 unterstützt die Stadt Wien mit ihrer Kinoförderung die Erhaltung und die programmatische Vielfalt der Arthouse-Kinoszene.
Zahlen sagen mehr als tausend Worte: 1953 gab es in Wien 228 Kinos, das war historisch der absolute Höchststand. Mitte der sechziger Jahre gab es immer noch knapp 200 Spielstätten, vom exklusiven Premierenkino in der Innenstadt bis zu den zahlreichen sogenannten Vorstadtkinos, von denen viele Familienbetriebe waren. Dann jedoch begann der Umbruch, der die Kinolandschaft nachhaltig verändern sollte. Das Aufkommen des Fernsehens, die Verfügbarkeit von Filmen mittels Video und später DVD sowie die sich stark verändernden Freizeitgewohnheiten sorgten für einen Kahlschlag. 1979 war die Anzahl der Kinobetriebe in Wien auf 72 gesunken, und in den achtziger Jahren ging es weiter bergab: Viele Kinobetriebe wurden zwar um einige Säle erweitert (Stichwort „Schuhschachtel“), dafür fielen aber viele schöne, große Räumlichkeiten den Umbauten zu Opfer. In den neunziger Jahren schießlich erreichte der internationale Trend zum Multiplex-Kino, meist am Stadtrand gelegen und mit angeschlossener Gastronomie und Shopping-Möglichkeiten, auch Wien. Viele weitere traditionsreiche Kinos wie Elite, Flotten, Imperial, Kruger, Tabor, Eos oder Erika mussten schließen. Heute gibt es (nur) noch 26 Kinohäuser in Wien mit knapp 140 Sälen. Dazu kommen noch Filmmuseum und Filmarchiv
Die Sorge, das Kino könne, dem Beispiel anderer europäischer Großstädte folgend, beinahe vollständig aus der Wiener Innenstadt verschwinden, war zumindest zu Beginn des Millenniums nicht ganz unberechtigt – ebenso wie die Bedenken, dass die Programmvielfalt durch diese Entwicklung ernsthaft in Gefahr sein könnte. Die Dominanz der US-Blockbuster, die nun einmal das Rückgrat des Spielplans der Multiplexe bilden, drohte übermächtig zu werden. Für Alternativen, vom gepflegten Genrekino bis hin zu prononciert künstlerischen Produktionen, wurde es im regulären Kinobetrieb zusehends schwieriger.
1999 wurde seitens der Stadt Wien eine Kinoförderung eingerichtet, die darauf abzielt, die Programmkinos (heute: Arthouse-Kinos) wirtschaftlich abzusichern und somit die Vielfalt des filmischen Angebots zu unterstützen und zu erhalten. Grundlage der Förderung ist dabei das jeweilige Programm des Vorjahres. Die Jahrestätigkeit des jeweiligen Kinos wird im Rahmen einer Struktur- bzw. Standortförderung unterstützt. Diese wurde Anfang des Jahres 2020 von 12.000 auf 15.000 Euro erhöht. 13 Wiener Kinos erfreuen sich dieser Unterstützung. Zehn von diesen Kinos erhalten darüber hinaus 12.000 Euro jährlich an Programmföderung, unter anderem für besondere Projekte und Initiativen wie etwas das Babykino im Votivkino oder die Seniorinnen/Senioren-Matineen im Filmcasino, sowie für spezielle Filmreihen und Retrospektiven.
Als besonders förderungswürdig gelten Kinobetriebe, die innovative Ansätze und Handlungsfelder im Umgang mit aktuellen Herausforderungen in der Stadt entwickeln, ein eigenständiges künstlerisches Programm und Profil haben und vorrangig europäische Filme, Wettbewerbsfilme, Kurz- und Experimentalfilme sowie Kinder- und Jugendfilme in Originalfassungen zeigen. Wichtig ist auch, dass sie das österreichische Filmschaffen in wesentlichem Ausmaß präsentieren und vermitteln. Darüber hinaus sind sie gefordert, nationale und internationale Synergien und Partnerschaften anzustreben und die kulturelle Teilhabe des Publikums zu fördern.
Die geförderten Vorhaben müssen ein „öffentliches Interesse“ erfüllen, also das Gemeinwohl oder das Ansehen der Stadt
Wien sichern, steigern oder zum kulturellen Fortschritt beitragen. Der oder die Förderwerbende muss wirtschaftlich leistungsfähig sein und eine ordnungsgemäße Geschäftsführung haben. Es darf zum Zeitpunkt der Antragstellung kein Insolvenzverfahren anhängig oder mangels kostendeckenden Vermögens rechtskräftig nicht eröffnet oder aufgehoben worden sein.
Institutionen wie das Filmarchiv Austria und das Österreichische Filmmuseum, die sich in auf vielfältige Weise dem Erhalt und der Pflege des Mediums Film als Kulturgut annehmen, werden von der Stadt Wien mittels einer (ebenfalls jüngst deutlich erhöhten) Jahressubvention unterstützt; dasselbe gilt für die traditionsreichen Arthouse-Flaggschiffe Gartenbaukino und Stadtkino, in denen jedes Jahr auch Teile des Viennale-Programms gespielt werden.