The Long Goodbye
Eine lange Reise geht zu Ende. Seit 2000 war Hugh Jackman regelmäßig als unverwundbarer Mutant Wolverine im Kino zu sehen. Die Rolle machte ihn zum Star – und war doch Fluch und Segen zugleich. Obwohl der Australier ein vielseitiger Mime ist, dem Drama wie Komödie gleichermaßen liegen, und der für Performances in Filmen wie Prisoners (2013) gute Kritiken ernten konnte, schien ihn die Rolle des „Bärenmarders“ beim breiten Publikum doch ein wenig in der Comic-Ecke festzunageln. Kommerzielle Erfolge in anderen Genres – darunter das Musical Les Miserables (2012), das Jackman eine Oscar-Nominierung als Bester Schauspieler einbrachte – waren bislang eher rar. Was seine Auftritte als Wolverine betrifft, waren es vor allem Bryan Singers Ensemblefilme um die X-Men, die Fans zufriedenstellten. Die schwachen Solofilme X-Men-Origins: Wolverine (Gavin Hood, 2009) und The Wolverine (James Mangold, 2013) konnten dem tragischen Potenzial der Figur aber nicht gerecht werden.
Nun also der auf der Graphic Novel „Old Man Logan“ basierende Logan, Jackmans letzter Auftritt als Wolverine. Ironischerweise war es der Erfolg der Farce Deadpool, der Hollywood zeigte, dass man auch mit Comicverfilmungen Geld machen kann, die von der Altersfreigabe her auf Erwachsene abzielen. Und so ist Logan der düsterste und brutalste Film der Reihe, in dem die Köpfe (ein Fest für Splatterfans) und die „fucks“ durch die Gegend fliegen. Gleichzeitig ist es der emotionalste X-Men-Film. Angesiedelt im Jahr 2029 – nur wenige Details weisen über unsere Gegenwart hinaus – verdingt sich der auch körperlich heruntergekommene Alkoholiker Wolverine nahe der mexikanischen Grenze als Chauffeur. Mutanten sind fast ausgestorben, Professor X (Patrick Stewart) ist halb dement. Wolverine kümmert sich pflichtschuldig um den Alten, will sonst aber nichts mehr mit der Welt zu tun haben. Bis ihn eine Frau um Hilfe bittet: Er soll ein kleines Mädchen, hinter dem Söldner und Mutantenzüchter her sind, nach Norden schmuggeln. Laura ist selbst Mutantin und scheint auch sonst einiges mit Logan gemein zu haben.
Mangold, der hier erneut am Regiestuhl Platz genommen hat, inszeniert einen Roadtrip, der sich am Western Shane anlehnt. Der Film hat kleine Schwächen – die Bösen sind unterentwickelt und manches wirkt in dem 135-Minüter redundant – doch ist er dann sehr gut, wenn er sich auf das stark gespielte Trio Logan, Laura und Professor X konzentriert und die Geschichte der kleinen Ersatzfamilie in einer grausamen Welt erzählt. Ein würdiger Abschied Jackmans von jener Rolle, die er hier besonders intensiv zwischen Wut und Trauer anlegt.