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Singapore FIlm Festival - Fan Bingbing in DoubleXposure
Fan Bingbing in Double Xposure (2012)

Filmfestival

Lokal und global

| Andreas Ungerböck |
Die 34. Ausgabe des Singapore International Film Festival startet am 30. November.

Das Singapore International Film Festival (SGIFF) gehört nicht nur zu den traditionsreichsten, sondern auch zu den wichtigsten Festivals in Asien. Der Schwerpunkt des Programms liegt seit jeher – naheliegend – auf Filmen aus dem südostasiatischen Raum. In den letzten Jahren hat sich der Fokus des Festivals stärker als zuvor in Richtung einer jüngere Generation von Filmschaffenden aus der Region verschoben – das passt gut zum mehrheitlich jugendlichen bzw. studentischen Publikum. Und auch das lokale Filmschaffen, das noch ein bisschen um internationale Anerkennung ringt, wird stark forciert.

Traditionell werden in Singapore die Silver Screen Awards in zwei Kategorien vergeben. Das größte Interesse gilt natürlich dem Wettbewerb der Asian Feature Films (hier werden der beste Film, die beste Regie und die beste Darstellung ausgezeichnet). Die internationale Jury wird diesmal von Zhang Lu geleitet, einem koreanisch-chinesischen Filmemacher, dessen Film The Shadowless Tower zu den Highlights der diesjährigen Viennale zählte. Aber auch die Silver Screen Awards für die Southeast Asian Short Films sind heiß begehrt. Der Cinema Icon Award geht 2023 an die enorm populäre, wegen ihrer „steuerlichen Probleme“ aber nicht unumstrittene chinesische Schauspielerin und Produzentin Fan Bingbing, die damit prominenten Ausgezeichneten wie Michelle Yeoh, Simon Yam, Koji Yakusho (eben erst in Wim Wenders‘ Perfect Days zu sehen) oder Joan Chen nachfolgt. Drei von Fans neueren Schauspiel-Arbeiten sind im Rahmen der Hommage zu sehen. Last not least wird der Outstanding Contribution to Southeast Asian Cinema Award an die thailändische Firma White Light Post für ihre preisgekrönten Leistungen in der Postproduktion verliehen.

Das Festival, geleitet von Emily J. Hoe (Geschäftsführung) und Thong Kay Wee (Programm), gliedert sich in mehrere Sektionen. Neben den beiden schon erwähnten Wettbewerben bieten die Reihen „Foreground“ und „Altitude“ einen Überblick über das festivalerprobte Weltkino. Unter anderem sind hier Christian Petzold, Aki Kaurismäki, Nuri Bilge Ceylan, Alice Rohrwacher und Yorgos Lanthimos vertreten. International ist auch die Reihe „Horizon“, zwar mit weniger prominenten, aber sehr vielversprechenden Filmschaffenden. „Landmark“ versammelt restaurierte Klassiker, unter anderem David Lynchs Twin Peaks: Fire Walk With Me, und das „Singapore Panorama“ (nomen est omen) und die Sektion „Domain“ widmen sich dem heimischen Filmschaffen.

Wie immer sind nicht nur die lokalen, sondern auch die internationalen Produktionen der gefürchteten Zensur durch die Behörden in Singapore unterworfen. Welche skurrilen Auswirkungen das haben wird, wird man sehen.

www.sgiff.com