Lost in combat, based on a true story: immersives Kriegskino von Peter Berg.
Am 28. Juni 2005 startet, ausgehend von der Bagram Air Base in Afghanistan, die US Navy SEAL Operation Red Wings. Ziel der Mission ist, den lokalen Talibanführer Ahmad Shah auszuschalten. Weil ein Viermann-Bodentrupp nahe des Zielgebiets im Korangal-Tal von Ziegenhirten entdeckt wird, ist die Operation kompromittiert und endet nach mehreren Feuergefechten gegen die vielköpfige Talibanmiliz desaströs. Einziger Überlebender, bis zu seiner Rettung tagelang von talibanfeindlichen Dorfbewohnern versteckt: der damals 29-jährige Petty Officer First Class Marcus Luttrell aus Houston, Texas.
Basierend auf Luttrells umstrittenem Erfahrungsbericht „Lone Survivor“ schrieb und inszenierte Peter Berg den gleichnamigen Film mit Mark Wahlberg in der Titelrolle und mit Ben Foster, Emile Hirsch und Taylor Kitsch als dessen Fight-Buddies. Nach dem verzichtbaren Vorspann (ein flotter Clip des harten Navy-SEAL-Trainings im Fernsehreportagenstil) und der Vorblende auf die Rettung des Schwerstverletzten baut sich trotz bekanntem Ausgang Zug um Zug Spannung auf – von Soldaten-Schabernack und Internetchat mit der Freundin über die Einsatzbesprechung und Annäherung ans Zielgebiet bis zur Begegnung mit den Ziegenhirten, die unter den Kameraden eine moralische Diskussion auslöst: Soll man Unbeteiligte auf Vertrauen leben oder auf Verdacht sterben lassen?
Mehr als für die Politik hinter dem Krieg interessiert Lone Survivor sich für die Befindlichkeiten der Männer, die in diesen geschickt werden. Am stärksten allerdings ist Schauspieler-Regisseur Peter Berg, immer schon ein Freund hochgerüsteten Muskelkinos (Operation: Kingdom, Battleship), wenn es ans Metzeln geht. Die in New Mexico auf felsigen Hügeln entstandenen Gefechtsszenen sind glaubwürdig gespielt, mustergültig fotografiert und so montiert, dass man als Zuschauer darin gefesselt ist, ohne die Orientierung zu verlieren. Verstärkt wird die immersive Wirkung durch das sorgfältige und zurecht Oscar-nominierte Sounddesign: das Knarzen des Waldbodens, Vogelgezwitscher, die Gewehrkugelsalven und Granateneinschläge, das Stürzen der Leiber, der schwere Atem eines Verwundeten.
Leider verliert die Teleoptik, die Lone Survivor auf das Kriegsgeschehen richtet, im Schlussteil an Schärfe – vor allem wenn dem später mit dem Navy Cross geehrten Held lebensrettende Unterstützung durch ein afghanisches Kind zuteil wird. Mehr charakterlicher Einfluss der Irakkriegsserie Generation Kill (David Simon, Ed Burns, 2008) hätte dem Film gut getan.