ray Filmmagazin » Filmkritiken » Lonely Hearts Killers

Lonely Hearts Killers

| Sebastian Hofer |

Zwei Serienmörder hinterlassen quer durch die USA ihre blutige Spur.

Kaum stellt sich die Frage, welches das traurigste aller Filmgenres sein könnte, gibt Lonely Hearts Killers auch schon die Antwort. Es ist der blutleere Serienmörderfilm. Nicht, dass es Todd Robinsons Version der alten (und immer noch wahren) Geschichte der mörderischen Heiratsschwindler Martha Beck (Salma Hayek) und Raymond Fernandez (Jared Leto) an Beuschel mangeln würde: die Blutspur, die die beiden Endzwanziger in den späten vierziger Jahren durch den Nordosten der USA zogen (wofür sie am 8. März 1951 in Sing Sing ihr Leben ließen), wird da durchaus farbenfroh und mit Lust am grauslichen Detail nachvollzogen. Bloß bleibt da, außer schöner roter Farbe, nicht wirklich viel zu betrachten, geschweige denn: zu bewundern. Schuld daran ist möglicherweise, wie so oft, die Familie. Denn dass Todd Robinson für die mittlerweile dritte Verfilmung der „Lonely Hearts Killings“ nicht nur ein stattliches Produktionsbudget, sondern auch ein paar ordentlich publikumswirksame Hauptdarsteller überantwortet bekam, hat einen simplen Grund: Der Polizist, der das mörderischer Paar damals überführte, war sein Großvater – was sich als Appetithappen fürs PR-Frühstück natürlich bestens eignet. Dummerweise rückt Robinson seinen Opa, den anständigen Polizisten (John Travolta) auch gleich ins Zentrum seines Films, was insofern keine sonderlich gute Idee ist, als dessen Perspektive, trotz brachialpsychologischer Aufladung (der Film beginnt mit dem Selbstmord seiner Frau) ungleich weniger dramatisches Potenzial bietet als die der beiden Killer. Um dieses Manko auszugleichen, räumt das Drehbuch kurzerhand auch Beck und Fernandez ausreichend Platz ein – und verstolpert damit auch noch den letzten Rest an Dramaturgie. Formelhaft und moralisch übersäuert, hantelt sich Lonely Hearts Killers von verschenkter Szene zu verschenkter Szene und wird dabei, was kein Film werden sollte, der nicht Charlie‘s Angels heißt: langsamer als sein Publikum. Immerhin bleibt dem sanft entschlummernden Zuseher damit das Ende erspart, in dem sich Robinson zu einem verstörend ernst gemeinten Plädoyer für die Todesstrafe versteigt (verquickt mit dem nicht sonderlich unterschwelligen Hinweis, dass der Dämon Weib im Grunde an allem Schuld sei). Würde Rosamunde Pilcher je einen Serienkillerfilm schreiben – so sähe er wohl aus. Obwohl: die Schmalzmeisterin hätte ihre Dramaturgie wahrscheinlich besser im Griff.