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Filmkritik

Macht Energie

| Günter Pscheider |
Informativer Dokumentarfilm über Gegenwart und Zukunft der Energiegewinnung

Das Thema Energie liegt zweifellos in der Luft: Deutschland propagiert großspurig die Energiewende, das Bewusstsein für die Notwendigkeit alternativer Stromquellen wächst weltweit, während in der Realität noch immer die Big Player aus den Bereichen Öl, Gas und Atomkraft die Produktion und die Verteilung kontrollieren und dabei massive Gewinne erzielen.

Regisseur Hubert Canaval und die Journalistin Corinna Milborn versuchen im ersten Teil  dieses sehr faktenreichen Dokumentarfilms eine Bestandsaufnahme der Sünden der Energiebranche. In flotter Folge erfahren wir, dass die Ölsandraffinerien in Alberta, Kanada, die Umwelt zerstören und die Gesundheit der lokalen Bevölkerung bedrohen; sehen einer Umweltaktivistin dabei zu, wie sie ihr vom Gasfracking kontaminiertes Grundwasser anzündet; leiden mit einem ehemaligen Mitarbeiter einer Atommülldeponie in der Normandie mit, wie er verzweifelt versucht, auf gravierende Fehler bei der Lagerung der hochgiftigen Fässer hinzuweisen, um die  drohende Verwüstung der Küstenregion zu verhindern. Im zweiten Teil zeigen die Filmemacher, dass man sich erfolgreich gegen das profitorientierte, umweltzerstörerische Handeln der Energiemultis wehren kann. Am Beispiel von Murau wird demonstriert, dass man in Österreich nicht nur einen Bauernhof, sondern eine ganze Gemeinde energieautark verwalten, also den Strombedarf nur durch eigene Produktion mit Hilfe von Wind, Sonne, Wasserkraft und Biodiesel decken kann.

Die Schlagrichtung lokal, klein und Ressourcen schonend gegen global, monopolistisch und Klima belastend wird wie in einer Magazingeschichte gut recherchiert aus allen möglichen Blickwinkeln beleuchtet – man erfährt einige neue Fakten über die Nachteile der geplanten Superpipelines und warum es nicht schwierig wäre, weite Teile Afrikas mit Strom aus kleinen Photovoltaikanlagen zu versorgen.

Das Problem bei dieser Art von kritischen Dokumentarfilmen über große, gesamtgesellschaftliche Themen, die seit dem unerwarteten Erfolg von We Feed the World wie Pilze aus dem Boden schießen, ist allerdings auch hier evident: Die visuelle Umsetzung beschränkt sich hauptsächlich auf Interviews, eher platten Animationen und einen Off-Kommentar, der die notwendigen Erklärungen liefert. Jeder der zahlreichen Schauplätze ist zwar an sich interessant, bringt aber nur neue Facetten ans Licht und ändert nichts an der ziemlich bald klaren Grundthese des Films. Vielleicht wäre es noch spannender gewesen, dieses zweifellos sehr komplexe Thema an Hand von nur zwei oder drei Beispielen näher zu beleuchten, um die zukünftigen Energiemachtkämpfe genauer auf den Punkt zu bringen.