Das Moussaka schmeckt versalzen.
Wer sich eine locker-flockige Fortsetzung erwartet hat, wird in doppelter Hinsicht enttäuscht. Here we don‘t go again: Im Unterschied zu Teil eins ist der Tonfall der damals um Meryl Streep und Amanda Seyfried herumgestrickten Hochzeitsturbulenzen eher in Moll gehalten; zum anderen ergeben sich auf der fiktiven griechischen Insel Kalokairi gleich zu Beginn ungeahnte Dissonanzen: Streeps Figur Donna ist zwischenzeitig verblichen (Hintergründe erfährt man nicht), demgemäß schweben traurige Wölkchen über den Hügeln der Insel (welche sich später zu einem verheerenden Gewitter verdichten), und schon die Eröffnungsnummer „When I Kissed The Teacher“, die im ABBA-Kanon eher im hinteren Teil aufzufinden ist, lässt Wiedererkennungswert vermissen.
Exakt zehn Jahre nach der Erfolgswelle von Mamma Mia! schmettert der prominent besetzte Cast, inklusive den Neuzugängen Cher und Andy Garcia, erneut reihenweise ABBA-Hits ins Mikrofon. Doch weil Streep eben nicht mehr mit dabei ist, wurde aus dem Musical-Sequel zum Teil ein Prequel – in die Rolle der jungen, selbstbewussten Donna schlüpft die quirlige Britin Lily James (Cinderella, Baby Driver, Downton Abbey, hierzulande nicht zuletzt monatelang durch eine gewisse Mineralwasserwerbung präsent). Nach dem College auf der Suche nach ihrem Glück in Kontinentaleuropa unterwegs, erweist sich die lebenshungrige Oxford-Absolventin als veritabler Männermagnet: Rückblenden illustrieren, leider recht vorhersehbar, wie sie die drei möglichen Väter ihrer heute rund dreißigjährigen Tochter Sophie (Seyfried) kennengelernt hat. Lily James legt viel Power und Natürlichkeit in ihre Darstellung, dennoch schwingt ein Hauch von Melancholie mit.
In der Gegenwartsebene fiebert Sophie, die das Hotel namens Bella Donna im Sinn ihrer Mutter renoviert hat, der Eröffnungsfeier entgegen. Das Märchen des ersten Teils wird jedoch weitgehend von dramaturgisch absehbaren Alltagsdramen abgelöst. Sophies Ehemann (Dominic Cooper) zum Beispiel, der sich in New York befindet, hat dort eine lukrative Stelle als Hotelmanager in Aussicht.
Gedreht wurde diesmal nicht in Griechenland, sondern auf der kroatischen Insel Vis (die nun hoffentlich nicht zu einem überfüllten Touristen-Hotspot wie der Game-of-Thrones-Drehort Dubrovnik verkommt) und das merkt man leider auch: Nicht einmal die bewaldeten Inseln Griechenlands blühen in so sattem Grün. Eine Mogelpackung, die auch pars pro toto für den erwarteten Unterhaltungsfaktor des Films stehen kann.
Pluspunkte sind freilich die mitreißend in Szene gesetzten, bunt schillernden und vibrierenden Gruppenchoreographien. In einer der niedlichsten parodieren die aus Teil eins bekannten Papas (Colin Firth und Stellan Skarsgard) bei ihrer Ankunft auf Kalokairi die berühmte Titanic-Szene auf dem Schiffsbug. Auch das Trio „Donna and the Dynamos“ versteht sowohl in der originalen wie in der jüngeren Version zu überzeugen. Waren es im ersten Teil ausschließlich die weltbekannten Gute-Laune-Partyhits von ABBA, sind nun weniger bekannte und melancholischere Songs dabei. Dem entsprechen traurige Szenen, etwa wenn sich Pierce Brosnan, immer noch mit mangelndem Vokaltalent gesegnet, bei „S.O.S.“ an seine große Liebe Donna erinnert. Oder wenn Sophie und Sky bei „One of Us“ getrennt voneinander träumen.
Cher hat sich nach dem Ende der Dreharbeiten übrigens dazu entschlossen, ein eigenes Album mit Neuinterpretationen von ABBA-Songs aufzunehmen. Here she goes again!